Nun ist es raus: Die Pandemie mit Coronavirus ist beinahe beherrscht! Man könne nun einige der Ausgangsbeschränkungen lockern, so viele Experten. Der Ethikrat meinte das, nun die Leopoldina. Es wimmelt es nur so von klugen und renommierten Leuten. Die wissen das. Natürlich auch die deutsche Krankenhausgesellschaft am 15.4.2020: „Die derzeitige Situation in den Krankenhäusern erlaubt eine vorsichtige, schrittweise Wiederaufnahme der Regelversorgung“, erklärte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Dr. Gerald Gaß. Der Ärztekammerpräsident meint, er habe sich einige Lockerungen mehr vorstellen können. Die KBV äußert, die separate Betreuung von Corona-Verdachtsfällen sei kostenineffizient. Man überlege, diese wieder in geeigneter Form in den Praxisbetrieb zu integrieren. Back-to-life nennen die das. Klingt wie ein Euphemismus.
Hier die RKI-Zahlen von heute: 137.439 Infizierte bisher, Anstieg um 3609 Erkrankte zum Vortag. Bislang sind 4110 Todesfälle zu beklagen. Geheilt sind 85400 Personen, d. h. etwa 3600 neu seit gestern. Der Anteil aller Erkrankten beträgt 165 Fälle pro 100.000 Einwohner im Schnitt, anders ausgedrückt 0,165 %.
Gestern gab es in Deutschland 126000 freie Krankenhausbetten. Mehr als 11000 Intensivbetten waren heute frei, bei einer Gesamtzahl von 28000. 2730 COVID-19-Patienten werden in D derzeit intensivstationär behandelt, künstlich beatmet davon 1973.
Ich registriere, dass derzeit keine exponentielle Zunahme der Zahl der Erkrankten mehr vorliegt. Aber die Zahl der Neuerkrankten bleibt auf signifikantem Niveau. Das unterscheidet uns von Wuhan, wo man durch martialische Beschränkungen und Nachverfolgungen die Zahl der Neuerkrankungen zunächst gegen null führen konnte.
Was im Umkehrschluss bedeutet, dass wir immer noch viele verstreute Krankheitsherde haben. Jeder könnte einen neuen Hotspot bilden.
Das deutsche Krankenhaussystem ist am heutigen Tage weit von einer Überforderung entfernt. Insofern sind die Gedanken der Lockerung zumindest verständlich, aber nicht ohne Risiko.
Aber wie soll das nun weitergehen? Bei konstanter Zahl von neuen Erkrankungsfällen würde es 44 Jahre dauern, bis die für die Durchseuchung nötigen 70 % erreicht sind (eigene „Küchenstatistik“). Das erfolgte aber bei weitgehend gleichen Einschränkungen zunächst. Dies dürfte nicht das Ziel der Maßnahmen sein, und kann auch so nicht vermittelt werden. Ich denke aber, dass nächste größere Zwischenziel die Fertigstellung und Distribution eines Impfstoffes sein wird. Ein Virustatikum könnte eine wirksame Zwischenlösung sein, ist aber nicht in Sicht.
Bis dahin wird man zyklisch lockern und einschränken müssen unter Inkaufnahme von Imbalanzen in der einen oder anderen Richtung. Es wird in Folge von COVID-19 noch viele Tote geben, und die medizinische Versorgung in Deutschland wird anders als früher ablaufen müssen.
Somit wird uns die COVID-19-Erkrankungen noch einige Zeit begleiten, vermutlich etwa 2 1/2 Jahre. Leider. Coronavirus – bedauerlicherweise ist die Pandemie noch nicht beherrscht.