Heute früh, der erste Blick raus, dann der Blick auf die Uhr, irgendwie ist es zu dunkel. Nun schaue ich richtig aus dem Fenster, ach, es regnet, beziehungsweise es herrscht Nieselregen. Ein Regentag im Bergischen Land halt, eine typisch bergische Erscheinung. Der Boden ist nass, allerdings nicht unter den Hecken. Der Regen fällt in allen Richtungen, somit auch von unten nach oben. Wir sind nämlich eigentlich in den Wolken, Steigungsregen ist das: Die Wolken, die uns Holland schickt, schrammen erstmals über die Hügel. Und dann passiert das – Nieselregen.
Wenn ich zurückdenke, regnet es heute nach 3 Monaten erst zum zweiten Mal. Ergiebigen Regen (Landregen, heutzutage verbal hochgepowert zu „Starkregen“) hat es zuletzt vielleicht vor 4 Monaten gegeben. Die Natur ächzt darunter, die Wiese ist total trocken, und eine der drei Rhododendronbüsche auf dem Gartengrundstück sieht schon kritisch aus. Trotz Wässern mit dem Schlauch.
Gaben uns diese 3 Monate, in denen es nur halb so viel geregnet hat wie im langjährigen Mittel, schon Hinweise auf den Klimawandel? Es war immerhin durch die Corona-Problematik eine ungewöhnlich ruhige Zeit mit extrem sonnigem Wetter. Der Himmel war seit drei Monaten so blau wie sonst nur an der Côte d’Azur. Und das in Remscheid! Die Vögel piepen lauter als sonst. Anfangs war auch wenig Verkehr, die A1 zunächst kaum zu hören. Aber nur nähern wir uns ja Lockerungen. Back-to-life.
Das ist das Stichwort: Corona und Lockerungen. Ich surfe gerade wegen der unschönen Erfahrung beim Quaranto-Tango, ob es im Netz Anti-Masken- Aktivitäten gibt. Aber außer einem bayerischen Metzger, einem schrägen Apotheker und der A-Partei, und die auch nur zeitweilig, finde ich nicht viel. Offensichtlich wirken die staatlichen Vorgaben, die ja strafbewehrt sind. Wir sollten dennoch nicht das RKI vergessen, das sich wie manche Fachverbände am Anfang der Epidemie gegen eine allgemeine Maskenpflicht ausgesprochen hat, und sogar meinte, dies begründen zu können! Echt cool drauf, diese Leute. Aber sie haben das später immerhin korrigiert. Das war ein überaus durchsichtiges Manöver: Wenn keine Masken verfügbar sind, negiert man einfach deren Nutzen. Ich habe mich noch im Beruf darüber aufgeregt.
Das Maskentragen konnte somit sogar zu einem gesellschaftlichen Symbol werden. Man möchte damit etwas ausdrücken, nämlich dass man vernünftig ist, an andere denkt, im sozialen Kontext lebt, für Sicherheit ist. Es ist bei uns in Europa bestimmt noch nicht so weit wie in Asien, denn dort kommen noch weitere Aspekte dazu. Zu Beispiel Abgrenzung, Distanz wahren, nicht das Gesicht zeigen wollen und andere Aspekte beim Maskentragen.
Zurück zum Regen, denn der wirkt heute so schön beruhigend. Christa liest den 6. Band von 10 Krimis. Ich sichte meine Memories, suche nach brauchbaren Dokumenten und Bildern, finde Unmengen von Glückwunschkarten, Dias, alte Geräte wie eine Leitz-Filmkamera 8 mm (nicht Super 8!), ein Revue-Fernglas 10X23 von anno dazumal, noch originalverpackt. Wird gleich getestet, ich sehe sofort die blassgelben Blüten des Tulpenbaumes. Dass sich mein Papa als Leitzianer so eine Billig-Optik zugelegt haben soll – man mag es nicht glauben!
An so einem Regentag spürt man die Ruhe, die aufkommt, wenn man sich im Ruhestand befindet, noch stärker. Dinge tun, für die nie Zeit blieb, nachdenklich sein. Neu planen dürfen, kein direktes neues Ziel vor Augen haben. Der ursprünglich geplante Urlaub in Ungarn und in Österreich ist gecancelt, kein neuer in Sicht, die Vereinsjubiläumsfeier ist abgesagt. Die Trainingsaktivitäten dort haben wir beendet. Den Verein verlassen wir nach vielen Jahren wegen Unstimmigkeiten.
Also zurück auf los! Und es fühlt sich gut an! So ein Regentag.