Hier ist mein Vortrag bei der Feier zu 25 Jahre Lang GmbH & Co. KG in Hüttenberg, datiert auf den 18.4.97.
Inzwischen sind weitere 25 Jahre vergangen, und wir sind schon lange nicht mehr als Familie dabei.
Hier ein Artikel bei Münzenwoche.de von 2022.
Lang – Gruppe
Entwicklung des Unternehmens
Vielen Dank, liebe Marlise für Deine freundlichen Worte, mit denen Du die Firmengeschichte als ein Stück Deiner eigenen beschrieben hast. Niemand war dichter als Du an den Dingen damals, niemand auch mehr davon betroffen.
Ich habe den Beginn des gemeinsamen Unternehmens mit sehr viel mehr Distanz erlebt, zu dieser Zeit lagen der Abschluss meines Medizinstudiums, der Beginn meiner Berufstätigkeit sowie die Geburt unserer beiden Söhne. Warum stehe ich trotzdem hier und soll über die Firmengeschichte berichten?
Nun: Im Jahr 1991 bezogen Karl und Martha Lang ihre vier Kinder als Mitgesellschafter in das Unternehmen ein, sodass der Kreis der Gesellschafter nunmehr insgesamt acht Personen umfasste. Nach dem Tod von Herrn Karl Lang vor knapp drei Jahren haben meine Geschwister Ingrid, Brigitte, Gerhard und ich uns zunehmend in die Grundlagen des Unternehmens eingearbeitet – eine manchmal doch etwas fremde Materie für uns. Es wurden gemeinsam mit allen Gesellschaftern, der Geschäftsführung und den Bereichsleitern neue Strukturen der Zusammenarbeit geschaffen, die das Unternehmen weiterbringen sollen. (In den monatlichen Besprechungen wurde nicht nur Kaffee auf Firmenkosten getrunken – so meine ich jedenfalls.)
Ich möchte das Augenmerk noch einmal zurück auf den Anfang des Unternehmens aus meiner Sicht richten. Mein Vater Karl Lang war 20 Jahre älter als sein Cousin Richard Lang. Karl stand am Ende seiner Berufslaufbahn bei der Fa. Leitz, er erkrankte, wurde arbeitslos, und mit 58 Jahren schon Frührentner, hatte jedoch die Rechte an der von ihm bei Leitz Wetzlar entwickelten gesteuerten Graviermaschine übernommen.
Richard stand am Anfang seiner auch zuvor schon vielfältigen Berufstätigkeit, die berufliche Selbständigkeit war sein großes Ziel. Richard und seine Familie setzen alles auf eine Karte, für Karl hatte das weniger eine existentielle Dimension, ihn interessierten mehr Technik und Verwirklichung seiner Idee.
Nachdem sie schon über Jahre informell zusammengearbeitet hatten, gründeten sie 1978 in großem gegenseitigen Vertrauen die gemeinsame GmbH, die bezeichnenderweise „Martha Lang GmbH“ hieß. Der Firmensitz war das Wohnhaus der Familie Richard Lang. Ich denke, dass sich hierin die große Verbundenheit der Beiden ausdrückt. Für meinen Vater war diese Zeit wie ein Neubeginn in seinem Berufsleben. Bei allen Unterschieden in den Persönlichkeiten der beiden meine ich, dass man sagen kann, dass sich Richard als der Unternehmensgründer und sein Senior-Partner Karl in ihren Eigenschaften gegenseitig ergänzten.
Bemerkenswert ist, dass Herr Karl Lang persönlich nie eine rechtlich abgesicherte Position im gemeinsamen Unternehmen hatte. Er war rechtlich immer nur der Beauftragte seiner Ehefrau Martha.
Was haben die Beiden denn damals so entwickelt?
- Steuerungen für Mikroskoptische
- Farbspritzanlagen
- Magnetband-gesteuerte Graviermaschinen
Hier einige technische Stichworte dazu:
- Selbstentwickelte und -hergestellte Platinen
- Semiprofessionelle Tonbandgeräte von Saba
- Elektrisch steuerbare Kassettenlaufwerke
- Commodore-Rechner mit 16 kB Speicher ab ca. 1980
- Assembler-Programmierung
Ich zeige hier eine alte Tonbandkassette sowie eine herkömmliche Magnetbandspule, die damals für die Steuerung von Graviermaschinen benutzt wurde. Mein Vater hat mehrfach versucht, mir das damals zur Registrierung verwandte Prinzip der Phasenverschiebung zu erklären. Ich erinnere mich an die Gleichlaufprobleme, die er mit den unprofessionellen Geräten hatte.
Dann erfolgte nach 1980 der Übergang zum Einsatz von Computern. Damals verstand man hierunter Commodore-Rechner der zweiten Stunde auf dem technischen Niveau des C 16, den Spielefreaks noch kennen. Programmiert wurde teils in HEX-Code, dann auch in Assembler. Der Unterschied zu den heutigen Rechnern ist gewaltig. Er sollte an die technologische Kurzlebigkeit dieser Geräte erinnern.
Nun noch eine alte Konstruktionszeichnung. Hier noch ein Dokument, wie man es immer wieder auf dem Schreibtisch meines Vaters fand: Mathematische Formeln, eine kleine Konstruktionszeichnung, daneben zur Überraschung ein Bibelspruch. Wie kommt so etwas?
Nun, Karl lebte einmal in seiner technischen Welt mit all den zu lösenden Rätseln. Daneben stand er aber auch in einer alten christlichen, pietistischen Tradition, die auch für das Unternehmen und seine Mitarbeiter eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Wer ihn kannte, weiß, dass das Nebeneinander dieser beiden Welten für ihn typisch war. Ob er unbewusst eine Synthese suchte? (Hier eine Pause, nachdenken)
Das war die Erinnerung an die Technik der ersten Stunde. Vergleichen Sie selbst, Sie haben ja die aktuellen Maschinen gesehen:
- Graviermaschinen mit µP-Steuerung ca. 1980
- Reifenseitenwandgraviermaschine ab ca. 1989
- Graviermaschine Typ „Impala“ 1990
- Steinbearbeitungszentrum „Dino“ 1995
- HSC-Graviermaschine „Magnum“ 1995
- Graviermaschine „Espada“ 1996
Das sind nur die mit dem Auge eindrucksvoll sichtbaren Veränderungen, denn dahinter stehen ja bedeutende Weiterentwicklungen in Soft- und Hardware. Erinnern wir uns auch noch an die bescheidenen Räumlichkeiten am Anfang: Wohnzimmer, Hinterzimmer, Kellerraum, altes Bauernhaus, Lebensmittelgeschäft – so begann es.
Und heute: Die Produktionshalle, in der wir uns hier befinden, wurde gebaut, um dem gewachsenen Umfang der Produktion gerecht zu werden und um bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Offensichtlich erfolgte dieser Neubau zum rechten Zeitpunkt, da die aktuellen Geschäftserwartungen ihn trotz anfänglicher Skepsis erfordern. In der Zusammensicht handelt es sich um den 4. Bauabschnitt seit 1982 auf dem Gelände Dillstraße 4 in Hüttenberg.
Was ist ein Unternehmen ohne Mitarbeiter, von denen ja viele durch Verwandtschaft, langjährige Bekanntschaft und Freundschaft den Gesellschaftern persönlich verbunden sind? Ich denke, dass das eine Besonderheit des Unternehmens ist.
Zwei Mitarbeiter, nämlich Frau Winter und Herr Kreiling sind bereits seit 1978 dabei. Wie ich durch Nachzählen meine herausgefunden zu haben, sind seit 1989 ca. 27 Mitarbeiter durchlaufend beschäftigt. 1978 begann es mit 5 Mitarbeitern, 1989 waren es etwa 50, um den Jahreswechsel nun ca. 90. Man darf gespannt auf die weitere Entwicklung sein. Noch vor guten Ideen, sicherem kaufmännischen Handeln und der entsprechenden Marktsituation gehören zuverlässige, hoch motivierte und begabte Mitarbeiter zu den Grundvoraussetzungen des Unternehmenserfolges.
Allen Mitarbeitern gilt der deswegen der besondere Dank. Unser Dank gilt auch Herrn Rechtsanwalt und Notar Oelkers, der das Unternehmen und seine Gesellschafter ja seit vielen Jahren nicht nur juristisch berät und eine große Zahl von Verträgen verfasst hat. Es ist hervorzuheben, dass Sie, obwohl es von außen nicht ohne weiteres erkennbar ist, eine sehr bedeutsame Stellung in der Entwicklung des Unternehmens innehaben. Danke dafür!
An dieser Stelle möchte ich auch Herrn Radke für seinen großen und erfolgreichen Einsatz danken. Seit 1987 – also auch schon fast 10 Jahren – ist er Geschäftsführer unseres Unternehmens. Er begann seine Tätigkeit schwieriger Zeit. Ich möchte hervorheben, dass er großen Anteil daran hat, dass wir dieses Firmenjubiläum in diesen Räumen und optimistischer Stimmung feiern können. Persönlich schätze ich an Herrn Radke, dass er neben der erforderlichen Entschlussfreudigkeit des Kaufmannes die Fähigkeit besitzt, zu vermitteln und auszugleichen. Danke im Namen aller Gesellschafter.
Danke auch an Frau Radke. Sie tragen den unermüdlichen Einsatz Ihres Mannes ja mit. Deswegen möchte ich Ihnen diese Blumen überreichen.
So ein Rückblick zeigt letztlich die große Dynamik eines Unternehmens. Die damalige Firmenidee bestand darin, bei den eigenen Produkte völlig neue Technologien anzuwenden und neue Wege zu gehen. Technische Entwicklung war und ist der Schwerpunkt dieses Unternehmens. Der heutige Tag lädt etwas zum Verweilen ein. Aber wir wissen, dass dies nur ein kurzer Augenblick ist. Richten wir den Blick bald wieder nach vorne, denn es warten genügend Aufgaben auf uns. Herr Radke wird ja gleich noch etwas dazu sagen.
Vielen Dank für Ihre Geduld
Dr. Albrecht Lang
Mein Vortrag zu 25 Jahre Lang GmbH & Co. KG in Hüttenberg, datiert auf den 18.4.97.
Siehe auch meinen Blogeintrag: Wie gewonnen, so zerronnen.