Vom Spitzenstein zum Wackenberg und weiter zu Maria Ruh
Es war der 20.9.2020, ein wunderbarer sonniger Herbsttag, die Temperaturen bei 23 °C, kein Wind, es bestand gute Fernsicht. Und wir waren schon erwartungsvoll, da der zu erwartende Höhenunterschied gut 400 m betragen würde. Deswegen früher Start von Damscheid und Niederburg über mäanderförmige Straßen hin zum Wanderparkplatz „Spitzenstein“.
Vor uns waren nur 3 weitere PKW angekommen. Wir machen uns startklar, die Wanderstöcke vergessen wir im Auto. Na ja, es wird auch ohne gehen, wir sind ja nicht im Gebirge. Wenn die zwingend erforderlich wären, hätte uns die Natur schon bei der Geburt Wanderstöcke in die Hände gelegt!
Unsere Wanderstrecke wird nur den oberen südlichen Teil der Strecke des Traumschleifchens „Spitzenstein“ verwenden. Meine GPX-Datei ist nachträglich erstellt, die Darstellung des Rückweges ist leicht improvisiert. Es fällt dabei erneut – wie auch bei der gestrigen Wanderung – auf, dass die OSM-Karte nur einen kleinen Teil der Waldwege im Wandergebiet widerspiegelt. Der obere Teil des Traumschleifchens wurde offensichtlich erst in diesem Jahr angelegt, und das zum Teil offroad! Also ist Mitdenken nötig. Das ist schon erstaunlich, denn normalerweise sind die OSM-Karten vollständig und korrekt.
Nun aber los zum „Spitzenstein“ über den direkten Waldweg bergauf. Der Aussichtsturm ist in völlig offener Metallbauweise erstellt und luftig. Man hat oben einen tollen Ausblick in Richtung Rheintal, Loreley und Taunus. Es lohnt sich, also kurze Überwindung der Höhenangst! Daneben sieht man die namensgebenden Felsen und einen kleinen offenen Sockelturm des ehemaligen Semaphores, nach der Bauweise vermutlich aus der napoleonischen Zeit. Sie dienten militärischen Zwecken. Wer möchte, kann an dem nachgebauten Semaphor oben auf der Aussichtsplattform seine Ausdrucksweise üben.
Durch die Entwicklung der elektrischen drahtgebundenen Morse-Telegrafie um 1850 wurden diese optischen Telegrafen überflüssig, erst recht mit der Entwicklung der Funktechnik um 1913. Ich erinnere an den Löschfunkensender, mit dem schon die Titanic Notsignale senden konnte.
Nun geht ein Pfad einen Bogen leicht bergab. Die Straße nach Niederburg wird überquert. Der Wandweg ist neu angelegt und macht einen Bogen durch den Fichtenwald, der Boden hat eine dicke Schicht Nadeln und ist ganz weich gefedert. Dieser Waldpfad führt uns bald zurück auf dden Waldweg. Über einen mit Holzmulch frisch gestreuten Pfad gelangen wir zur Schutzhütte mit Liegesessel daneben.
Es geht ein Stück rechts an einer Pferdekoppel entlang, dann über Feldwege bergab. Wir überqueren die Straße Biebernheim – Urbar und gehen durch ein grünes Tal. Auf der anderen Seite Treffen wir auf die Ecke eines Campingplatzes, biegen nach rechts ab an der Krähenhütte vorbei. Wir folgen dem Feldweg und gehen südlich an neu erbauten Häusern vorbei.
Nun erfolgt ein kurzer Abstecher nach Biebernheim, das wir bei erster Gelegenheit spitz nach rechts verlassen. Wir gehen an einem kleinen speziell angelegten Feld vorbei mit kleinen Parzellen verschiedener Getreidesorten und anderer typischer Feldfrüchte. Eine Erinnerung an die Jugend! Nun geht es links ab.
Wir erreichen den schönen Aussichtspunkt „Wackenberg“ oberhalb von St. Goar. Hier wären wir auch bei „Rhein in Flammen“ richtig gewesen, allerdings dann nicht beinahe alleine. Es ist wirklich schön hier, das Rheintal und die Ortschaften präsentieren sich perfekt! Wir gehen nun den aussichtsreichen Weg entlang an der Kante zum Rheintal. Wir können dabei mehrfach die Loreley bewundern.
Vor der Seelenbachhütte biegen wir rechts ab, wir entscheiden uns schon wegen der Temperatur für den „anspruchsvollen“ Hangweg. Dieser führt uns zunächst zum Seelenbach, dann bergauf, bergab, über Steine, Treppen bis weit hinunter zum Abzweig in Richtung Campingplatz. Wir entscheiden uns aber für den schweißtreibenden Anstieg in Richtung Loreleyblick „Maria Ruh“. Dort ist Einkehr angesagt, hier ist alles schön geordnet nach den Corona-Regeln. Frisch gestärkt geht es weiter.
„Blauflügelige Ödlandschrecke“ – Ein Highlight
Wir gehen dann etwas ungeplant über den geteerten Fahrweg in Richtung Urbar. Im Bereich des verkehrsreichen Parkplatzes sehe ich auf der Straße eine ungewöhnlich große Heuschrecke. Beim Aufspringen und dem nachfolgenden Dreimeter-Segelflug sehen wir ihre fantastisch blauen Flügel. Es handelt sich somit am ehesten um eine „Blauflügelige Ödlandschrecke„! Cool! Vor 7 Jahren haben wir auf dem Rheinsteig oberhalb von Kaub das noch seltenere Pendant „Rotflügelige Ödlandschrecke“ gesehen. Begeisterung mach sich breit. Es gelingt mir, ein kurzes Handyvideo zu machen. Die Schrecke ist verflixt schnell unterwegs, ihre kräftigblauen Flügel sind dennoch in der Zeitlupe gut zu sehen.
Wir gehen nun in einen Bogen durch Urbar zur Hauptstraße, biegen rechts ab und auf der anderen Seite des Tales wieder links. Vorbei an verwilderten Gärten gelangen wir schließlich erneut zu den Feldwegen des Hinweges und an der Pferdekoppel vorbei zur Schutzhütte. Der weitere Rückweg entspricht dem Hinweg. Das letzte Stück zum Parkplatz gehen wir allerdings offroad.
Diese selbstgeplante Tour mit Loreleyblick hatte somit viele tolle und naturnahe Abschnitte, sie war sehr aussichtsreich und auch etwas schweißtreibend. Das unbestreitbare Highlight war allerdings die „Blauflügelige Ödlandschrecke“!