Gedanken zu Corona im Herbst
Also ehrlich, ich bin es seit paar Tagen leid mit Corona. Wir haben – zumindest gefühlt – an unserem Verhalten nichts geändert. Dennoch ist der Wochenindex in Remscheid heute bei 88, in Wuppertal bei 102.
Wohnzimmertango ist laut Allgemeinverordnung nur mit maximal 5 Personen aus zwei Haushalten möglich. Deswegen hat ein Paar abgesagt. Das ist formal richtig. Wenn man aber die Diskussion um Sport und Tanzschulen sieht, dennoch vergleichsweise übervorsichtig. Aber sicher sinnvoll. In Remscheid sind auch aktuell heute Kontaktsportarten noch erlaubt. Wo bleibt die große Logik?
Gestern hatten wir für eineinhalb Stunden Outdoor-Kontakt mit den Kleinen. Das fällt denen und uns schwer, höchstens mal an der Hand führen, nicht auf den Arm nehmen, keine Plätzchen mit ihnen backen und so weiter. Es war trotzdem schön mit ihnen. Und wieder haben wir ein neues nostalgisches Viertel von Wuppertal gesehen. St. Anna-Gymnasium am St. Anna-Park, die zugehörige Treppe, das Ensemble am Schusterplatz. Wuppertal hat was!
Gerade hat das zweite Paar für Wohnzimmertango aus Risikoüberlegungen abgesagt, was verständlich ist. Machen wir uns nichts vor: Obwohl wir meinen, wenig Kontakte zu haben, sind es in der Summe doch eine ganze Reihe von Treffen und potenziellen Infektionsmöglichkeiten gewesen. Bei unseren vielen Wanderungen ist das Risiko sicher gering.
Aber der Besuch beim Hausarzt, beim Zahnarzt, das Gruppentreffen in der Gaststätte, der Reifenwechsel, ein Plattfuß, zum ADAC, der Ableser vom EWR, der Kontakt zum Handwerker – da sieht es schon anders aus. Es sind in der Summe schon ganz schön viele Kontakte, wenn man sie genau zählt!
Mit meiner Geburtstagsfeier wird es wohl auch nichts. Das wird im günstigen Falle ein Zoom-Meeting, mehr nicht. Alles andere wäre verrückt.
Draußen ist es gestern und heute regnerisch. Am Fächerahorn nimmt jeden Tag die rote Herbstfärbung zu. Man kann erkennen, dass der Tulpenbaum bald seine Blätter abwirft. Eine gute Woche dauert es noch. Die Wuppersperre ist immer noch maximal zu einem Drittel gefüllt, obwohl es tagelang geregnet hat
Was mich bei den aktuellen Zahlen zu Corona nur wundert ist, dass die Mortalität immer noch niedrig ist. Der wichtigste Grund dafür scheint mir, dass die Infektionskrankheit die Hochrisikogruppen noch nicht erreicht hat. Wir gehören zur Bevölkerungsgruppe mit erhöhtem Risiko, das müssen wir akzeptieren.
Ob das dieses Jahr mit Tango noch mal was wird? Ich glaube, die intensive Pflege der Hobbys ist weiter nötig. Tanzflächen haben wir genug, aber es ist schon eine gewisse Zumutung, dieses schöne Hobby nur zu zweit ausüben zu können. Tischtennis im Keller, das wäre noch eine weitere Option. Mal sehen.
Blog schreiben, manchmal thematisch, oder wie ein Tagebuch, so wie heute, das macht Sinn. Und es mildert etwas den sich ankündigenden Lagerkoller.
Ich stelle mir mal vor, ich wäre nochmal 25 Jahre alt, mit ganz vielen Interessen, Aktivitäten, Optionen, Kontakten, und dann kommt so etwas: Ein Lockdown, der einem selbst wenig Risiko nimmt, mehr den Anderen, zuallererst den Älteren in der Gesellschaft. Vielleicht stellt sich bei mir doch noch mal ein leichtes Verständnis für die Jungen ein.
Ob die gegenwärtige Risikostrategie bei Corona wirklich so sinnvoll ist? Warum sollte man die Prävention nicht besser zielgerichtet einsetzen? Ob das überhaupt rechtlich möglich ist? Das würde ja zum Wegsperren und zu einer Ghettobildung führen, zu einer Stigmatisierung. Vermutlich muss die Gesellschaft doch insgesamt da durch.