Was kommt 2021? Eine Chance für einen Neustart!
Silvestertag im ersten Coronajahr, da hat man merkwürdige Empfindungen. Ist es ein Annus horribilis 2020? Wir erleben enorme Einschränkungen der Freizügigkeit, in dem Maße, wie wir sie uns nie hätten vorstellen können. Keine bedeutsamen Reisen sind möglich bzw. sinnvoll, fast keine direkten Kontakte in den letzten zwei Monaten.
Alles findet virtuell statt, wenn überhaupt. Liebe Freunde kann man praktisch nicht mehr treffen. Geliebte Hobbys, namentlich das Tanzen finden nur noch sehr eingeschränkt statt. Und wenn wir in den eigenen vier Wänden Gelegenheit dazu hätten, verspüren wir kaum Lust dazu.
Ich gebe zu, dass Corona mit mir schon etwas gemacht hat. Die eingeschränkte Mobilität ist belastend. Das allgegenwärtige Thema ist Corona. Es entstehen doch heimliche Ängste, man merkt es an den Gedanken über Corona beim nächtlichen Erwachen und mehr…
War es richtig, sich aus dem Medizingeschäft zurückzuziehen? Oder nur Feigheit? Eigentlich bin ich nicht besonders ängstlich. Ha, es hätte sogar die Chance bestanden, zum Märtyrer zu werden, ein Coronaopfer! Oder zumindest zum Helden, der seine Gesundheit für die Patienten riskiert! Da hätte ich mich genauso inszenieren können, wie einige meiner Kollegen. Es war aber nie mein Stil, viel Aufsehen um meine Person zu erzeugen.
Am Anfang der Coronazeit Mitte März hatten wir noch das Gefühl, dass diese Phase unter kurzer Anstrengung schnell vorübergehen würde. Im Sommer sah alles günstig aus. Deutschland war super im Umgang mit Corona, Weltmeister sozusagen. Aber auch dies war leider nur eine kurzzeitige Illusion. Coronaleugner traten auf, sie haben im östlichen Deutschland ihre Bastion aufgebaut. Mit den bekannten jetzigen Folgen. Na gut, wer will sich schon gerne bedroht sehen?
Dann kam Anfang Dezember 2020 der Gedanke auf, das mit der Zulassung von Impfstoffen – Deutschland oben vorne – bald der Spuk vorüber wäre. Enttäuschenderweise scheint dieser Gedanke die nächste Illusion zu sein. So wie die Impfungen bisher in Deutschland angelaufen sind, wird es wohl Jahrzehnte dauern, bis alle geimpft sind. Als Bonmot hat ein A-Partei-Abgeordneter schon die Impfung nur für Deutsche gefordert! Hahaha, erst Corona leugnen, und dann das.
Wie fühlt man sich selbst derzeit? Na ja, Freunde, Bekannte und Familienmitglieder sind schon verunsichert. Es tun sich sogar Gräben zu Freunden auf, von denen wir vorher nicht wussten, dass es sie geben könnte. Die Art, mit Corona umzugehen, ist doch sehr unterschiedlich. Die beruflichen Veränderungen bei den Jungen bekommen nun eine andere, ja fast existenzielle Dimension. Kinder hocken zu Hause herum. Masken mögen sie nicht. Was ist mit der Schule?
Dass wir dem Konsum fast nur noch online frönen können, ist für uns Oldies zu verschmerzen. Es werden dadurch allerdings etliche kleine Geschäfte vor Ort untergehen. Da nutzt mein Privatkrieg gegen Amazon nicht viel. Unsere TanzlehrerInnen schicken Bettelbriefe! Die Spendensammelei zu Jahreswechsel ist aber Normalität. Oder doch nicht? Noch fühlen wir uns wirtschaftlich abgesichert. Ist das auch eine Illusion? Wegen der Gelddruckerei der öffentlichen Hand könnte eine Inflation folgen.
Aber war alles schlecht? Kann das sein?
Im Persönlichen bleibt festzuhalten, dass ich den Einstieg in den Ruhestand geschafft habe, wenn auch mit anwaltlicher Unterstützung, aber doch selbstbestimmt! Den Blog hätte ich niemals geschrieben unter den früheren Bedingungen. Mein Interesse an der Politik, an der Natur, dem Wissen allgemein, der Technik, der Musik und sogar der Literatur wurde wieder geweckt. Mit der Gesundheit ist alles OK. Achilles wieder vergessen, Hand-OP gut verlaufen. Also, was soll’s!
Meine Söhne haben sich bisher prima durch die Coronazeit geschlängelt. Mit erfolgreichen Stellenwechseln und persönlicher Weiterentwicklung! Was soll ich da Negatives sagen? Die Kontakte zu ihnen sind harmonisch, das ist schon etwas echt Gutes!
Wir haben in unserem direkten Bekanntenkreis keine schweren COVID-19-Erkrankungen oder gar Todesfälle erlebt. Die Krankheit, besser die Pandemie hat somit etwas Virtuelles an sich. Als ob es sie gar nicht gäbe. Bisher, zum Glück!
Vergessen wir nicht, dass Queen Elizabeth diesen Begriff ‚Annus horribilis‘ benutzt hat, als Windsor Castle zum Teil abgebrannt war und in der königlichen Familie das nackte Chaos herrschte!
Das erste Coronajahr ist sicherlich ein besonderes gewesen. Es hat unsere bisherigen Gepflogenheiten chaotisiert. Aber wirklich traumatisierend war es für uns nicht. Eine Chance für einen Neustart, eine Neubewertung der Prioritäten, das war es allemal. War es wirklich ein Annus horribilis 2020? Eher nicht.