Google is watching you!
Jetzt muss ich doch mal meinen Frust loslassen! Ich hatte gehofft, mit Jitsi die Welt der amerikanischen Datenkraken in der Praxis hinter mir lassen zu können. Das hat sich – mal wieder – als reine Illusion erwiesen.
Die Basisfunktionen von Jitsi wird man wohl auch mit einem entsprechend eingestellten Firefox und einem europäischen Server, der cleane (nicht Google…) STUN/TURN-Server nutzt und auf Gravatare verzichtet, so verwenden können, sodass es der DSGVO entspricht.
Sobald Jitsi Meet, also die auf Google Chrome basierenden Apps eingesetzt werden, ist das schon vorbei. Denn die telefonieren ständig nach Hause. Auch bei Nutzung der Browser Chrome, Chromium, Edge oder den sonstigen vielen Varianten von Chrome muss man damit rechnen.
Audiomixer bei Jitsi?
Ich wollte doch einfach nur hochwertigen Sound übertragen, also den direkten Ausgang eines Players statt nur Micro-Sound. Also der Tango-Gruppe neben meinem Video zeitweilig und umschaltbar mit einem Mixer den passenden Sound in guter Qualität liefern.
Dazu ist unter Windows zunächst die Verwendung eines VB Virtual Cables erforderlich, das muss als Gerät installiert werden. Unter Linux soll das mit PulseAudio gehen. Ich habe das aber hier erstmal nicht hingekriegt.
Mit Firefox als meinem bevorzugten Browser ist das Dropdown-Menu am Micro-Button von Jitsi leider eingefroren. Der Sound-Mixer von Windows 10 ändert da nichts dran. Auch das Teilen des Audios einer Anwendung oder eines Browser-Tab geht mit Firefox nicht. Das Menu Einstellungen von Jitsi wirkt hiermit ebenfalls teilweise eingefroren.
Dann habe ich entsprechend der Empfehlung eines Blog-Eintrages nervtötend lange und mehrfach mit der VB VoiceMeter-App, einem virtuellen Software-Mischer experimentiert. Dieses Tool ist nach meiner Einschätzung definitiv nicht für mein Ziel geeignet. Wenn die App endlich korrekt eingestellt sein könnte, produziert sie extreme Echos und sogar Feedback. Sorry, die App sieht gut aus, ist aber für den Hund. Weg damit!
So bleibt mir zähneknirschend nur ein Browser bzw. eine App der Google Chrome-Gruppe. Offensichtlich benutzt der Gigant das Open-Source-Projekt Jitsi, um dem letzten verbliebenen freien Browser-Clone zu schaden. Von Safari weiß ich von ähnlichen Problemen.
Ungoogled Chromium
Anschließend habe ich mir von Github (Google, puuh) mühsam die aktuelle Version eines Ungoogled Chromium besorgt. Das ist aber im Hinblick auf den Datenschutz ein Pyrrhus-Sieg. Finde ich. Spitze Finger!
https://github.com/macchrome/winchrome/releases/tag/v88.0.4324.182-r827102-Win64 – Ungoogled Chromium
Jitsi Query-String nutzen!
Beispiel:
https://meet.MeinServer.de/MeineGruppe#config.disableAP=true
Etwas verwirrende und unscharfe Informationen hab ich zu diesem Thema gefunden. Gemeint sind damit parametrierte Aufrufe von Jitsi, die weitere Optionen schalten können, zum Beispiel bessere Audio-Optionen. Für welchen Browsertyp die jeweilige Parametrierung günstig ist, bleibt leider im Nebel verborgen. Diese Query-Strings werden mit # an die URL angehängt und mit & verkettet. Vermutlich gibt es noch mehr davon. Hier eine Tabelle mit Beispielen von solcher Optionen (diesem Link entnommen):
Query string options for Jitsi Audio
config.disableAP=true Disables all audio processing It seems that this acts as a ‘master switch’ to disable automatic gain control, noise suppression, echo cancellation and the highpass filter. If so, then there is potentially some redundancy within the URL arguments – something which needs further testing. |
config.disableAEC=true Disables Acoustic Echo Cancellation Various reports on web forums suggest that these have variable impact on overall sound quality. A number of people report that they leave some of these options enabled to support the needs of their users. Thus one may still wish to selectively enable and disable these instead of using the ‘disableAP’ master switch above. |
config.disableNS=true Disables Noise Suppression |
config.disableAGC=true Disables Automatic Gain Control |
config.disableHPF=true Disables Highpass Filter |
config.p2p.enabled=false In peer to peer mode, two participants connect directly to each other, reducing load on the server. Setting this to ‘false’ forces the stream to be routed via the Jitsi Video Bridge on the Server. This is necessary for stereo streaming as peer-to-peer mode relies on browsers’ default (i.e. mono) audio settings. |
config.stereo=true Using this option may also have the secondary effect of increasing the overall audio bitrate to around 70kbps according to this post. Obviously this is highly beneficial for higher quality music playback. |
config.enableLipSync: false Disables the lipsync feature “Currently works only in Chrome and is disabled by default.” |
config.prejoinPageEnabled=false A recent addition to the necessary arguments to active stereo, it seems. This disables the newly introduced ‘Pre Join Page’ on the meeting host’s connection. For some reason, this new page appears to break the stereo facility if it is left enabled. |
Mein Audio-Workaround
Mit dem Ungoogled Chromium funktioniert mein Workaround für die hochwertige Audio-Übertragung mit Jitsi:
- Verwendung des Ungoogled Chromium Browsers
- Aufruf des Servers mit meet.MeinServer.de/MeineGruppe#config.disableAP=true
- Besser noch den Query-String viel aufwändiger gestalten mit meet.MeinMerver.de/Meine Gruppe#config.disableAP=true&config.disableAEC=true&config.disableNS=true&config.disableAGC=true&config.disableHPF=true&config.stereo=true&config.enableLipSync=false&config.p2p.enabled=false&config.prejoinPageEnabled=false, damit klappt’s hoffentlich mit der Stereo/Hifi-Qualität
- Bedienung des Audioplayers, dessen Ausgang auf VB Cable In
- Schalten des Micro-Inputs und des Audio-Outputs am Micro-Button von Jitsi
- Einsatz eines Jitsi-Listeners, nur Audioausgabe, hier bei Feedback Regulation der Lautstärke nötig
- Umschalten des Audio-Outputs am Laptop erforderlich
Kommentar
Die Audio-Übertragung mit Zoom funktioniert dagegen vergleichsweise gut. Statt eines Query-Strings werden Schalter in der Zoom-Software genutzt. Der Aufwand beim Einsatz von Jitsi als Open-Source-Software ist somit beim gleichen Aspekt ziemlich hoch. Und man kommt trotzdem in die Nähe der Datenkrake Google. Ob der Query-String bei Jitsi denn auch wirklich so funktioniert, wie erhofft, muss noch geprüft werden.