Wie Phönix aus der Asche!
Da steht er im Regal, total vergilbt. Das ist der ehemalige Spielerechner meines Sohnes. Erst mal das Gehäuse öffnen. Mensch, ist das Mainboard KT4V von MSI riesig. Es hat ganz viele Steckplätze, eine separate Grafikkarte, eine spezielle Soundkarte sogar. Der Netzwerkanschluss erfolgt über einen eigenen Adapter für 10 Mbit-Koaxialkabel. Der Arctic Cooler auf dem Prozessor ist schön groß. Irgendein DVD-Laufwerk und eine PATA-Harddisk sind eingebaut. Leider keine Diskettenlaufwerke mehr. Dafür Platz ohne Ende.
Nun schließe ich den guten alten Samsung Monitor per VGA-Kabel an. Die Stromversorgung per Kaltgerätestecker ist schnell hergestellt. Der Monitor geht schon mal in den Standby-Modus. Leider geschieht nach dem Drücken des Netzschalters am PC nichts. Rein gar nichts. Nur das ATX-Netzteil summt ungewöhnlich, das war es. Was nun?
Der Schalter im PC-Gehäuse führt per langem 2adrigem Kabel zum unteren Ende des Mainboards. Den Stecker zupfe ich ab, die Durchgangsmessung ist OK, der Schalter also nicht die Ursache. Vielleicht ist die CMOS-Batterie leer? Also erstmal zwei räumlich störende Steckboards ausbauen. Die Batterie hat 3,29 Volt, sie ist also wie neu.
Nun kommt mir der Gedanke, dass das Hochleistungs-Netzteil mit 350 W defekt sein könnte. In meinem Fundus finde ich noch ein altes ATX-Netzteil mit 230 W Spitzenleistung. Zunächst summt das auch nur. Aber manchmal hört das Summen auf. Schnell den Schalter drücken – und tatsächlich, der Rechner startet sogar, meldet einen Athlon 1200 Mhz-Prozessor, meint irrtümlich, der Prozessorlüfter sein nicht in Funktion. Nach mehreren Startversuchen passiert zuletzt nichts mehr. Dann wechsele ich etwa 5-mal die Netzteile, aber leider ohne Erfolg.
Was tun? Ich begebe mich auf die Suche nach dem Handbuch des Mainboards. Recht einfach kann ich das von der Website MSI downloaden. Bei der Lektüre werde ich an die Reset-Möglichkeit des CMOS erinnert. Stimmt ja, schnell die kleine Brücke umgesteckt und retour. Und das war es schon, mit dem alten leistungsschwachen Netzteil bootet der Rechner! Im BIOS schnell die Konfiguration der Parameter für höchste Stabilität ausgewählt, und schon erscheinen die Progress-Balken von Windows XP unterhalb des Logos. Ta Ta!
Jetzt reaktiviere ich noch die uralte Logitech-Funkmaus, und dann kann ich mit viel Geduld den Total-Commander verwenden. Ich blättere durch die Systemeinstellungen. Die Festplatte hat immerhin 80 GB, der Rechner verfügt über sagenhafte 1 GB RAM-Speicher. Dann erinnere ich mich, dass ich diesen abgelegten Spielerechner mal zu einem Mediacenter ausbauen wollte. Aber ich habe den Gedanken bald wieder aufgegeben, da dieses Gerät für das Wohnzimmer einfach zu laut ist. Und die Performance nicht besonders gut geeignet dafür.
Jetzt muss ich aber mal testen, ob die Diskettenlaufwerke erkannt werden. Erstmal die Ausrichtung des Flachbandkabels prüfen. Ich fange mit dem leicht angerosteten 3,5 Zoll-Laufwerk an. Es wird nach Aktivierung im BIOS auch gleich erkannt, eine HD-Diskette wird problemlos gelesen. Super! Das ist schon mal gelungen.
Nun kommt das schwere 5,25 Zoll-Laufwerk. Leider ist das Label von NEC verloren gegangen. Ich schiebe eine DD-Diskette hinein. Die rote Lampe leuchtet, der Motor läuft an, Gerät ist recht laut, die Diskette produziert Schleifgeräusche. Gelesen wird aber nichts. Neuer Ansatz: Im BIOS kann ich beim Laufwerk B: 1,2 MB auswählen. Aber jetzt meldet der Rechner einen Zugriffsfehler. Ist das Laufwerk defekt? Handelt es sich eventuell um ein 360 kByte-Laufwerk? Nun ist hier erstmal Schluss. Und Nachdenken ist angesagt…
Also, es scheint ein Laufwerk NEC FD1155 von ca. 1987 zu sein. Die integrierten Schaltkreise geben ja per 4-stellige Zahl ihr ungefähres Produktionsdatum preis. Ich habe auch einen Plan der Jumper Settings. Ob hier etwas verstellt sein könnte, das wage ich allerdings zu bezweifeln. Ich sehe einige suspekte Elkos auf den Boards. Ob die defekt sind? Das wäre plausibel und erinnert mich an die guten alten Zeiten, als ich mit 14 Jahren alte Radios und Fernseher durch den Austausch von defekten gewickelten Kondensatoren reparieren konnte. Mal sehen. Nachdenken!