Zurück zu den Anfängen!
Ein eigentlich für den späteren Ruhestand gedachtes Projekt nimmt nun doch schon Fahrt auf! In meinem Hobbykeller ruhen noch diverse Software-Schätze. Es gibt kartonweise alte Disketten, davon viele im 5,25 Zoll-Format. Es ist einfach faszinierend, diese alten Sachen mit nun perfekter Performance erneut erleben zu können.
Wie war denn die Vorgehensweise? Denn so einfach ist das nicht, die alten Schätze sind 16-Bit-Software, die Dateinamen hatten ein 8.3-Format. Und Disketten sind auch schon seit etwa dem Jahr 2002 völlig veraltet, Laufwerke haben die Rechner seitdem nicht mehr. Windows 10 64-Bit kann mit der alten Software nicht mehr umgehen. Was tun mit den Schätzen?
Der erste Schritt ist die Wiederinbetriebnahme eines alten Rechners. Nach Mainboard-Reset und Austausch des defekten Netzteiles ist der ehemalige Spielerechner meines Sohnes wieder in Betrieb. Ich habe ja noch den passenden Röhrenmonitor, der auch ein ordentliches Bild zeigt. Ein Athlon 1200 MHz, 1 GB Hauptspeicher, 80 GB Festplatte, DVD-Brenner und Windows XP SP3 müssen reichen. Ich traue mich nicht, den historischen Rechner an das Internet zu klemmen, weil ich schlimmes darüber gehört habe, was das Risiko betrifft, gehackt zu werden.
Über Ebay ist es leicht, ein internes Diskettenlaufwerk mit 3,5 Zoll zu erwerben. Obwohl äußerlich leicht korrodiert funktioniert es problemlos. Aber die wirklichen Schätze befinden sich ja auf den 5,25 Zoll-Disketten. Das erste Laufwerk ist ein wohl ein NEC FD1155, leider ohne Label, laut seinen Chips von 1987. Ich kann sogar eine kryptische Beschreibung der Konfiguration per Jumper im Netz finden. Schon dabei merkt man, wieweit wir von dieser Technologie entfernt sind. Dieses Laufwerk macht Geräusche, als ob es funktionieren könnte. Manche Disketten werden gelesen, andere nicht. Beschreiben funktioniert leider nicht, zwei Disketten werden dabei unbrauchbar gemacht. Den ganz alten Schätzen fehlt halt noch das „Media Descriptor Byte“ an der Position 21 im ersten Sektor.
Nach vielen Tests wird mir klar, dass das nichts wird. Ich starte wohl etwa 6 Versuche, bei Ebay bessere 5,25 Zoll-Diskettenlaufwerke zu erwerben. Komischerweise werde ich mehrfach bei Beträgen größer als 60 Euro jeweils in letzter Sekunde vermutlich von Robotern überboten. Die Sofortkaufen-Angebote liegen oft bei > 100 Euro, trotz angeblich ausgeschlossener Rücksendung. Das finde ich zu hoch als Preis. Schließlich gelingt es mir, ein wie neu aussehendes LW Chinon FZ-506 – vermutlich aus einem Commodore Amiga – und ein weiteres ebenfalls wie neu aussehendes LW TEAC FD-55GFR 7193-U mühelos zu erwerben. Das Chinon-Laufwerk dürfte von 1992 stammen, das TEAC von 1994. Fast neu sozusagen!
Schon im elektronischen Aufbau der Laufwerke kann man den technischen Fortschritt in Relation zum NEC-LW erkennen. Es dominiert nun jeweils ein einziger SOC, viel weniger diskrete Bauteile sind vorhanden. Die reine Mechanik ist aber bei allen Laufwerken sehr solide. Das ist noch Ingenieurskunst, die ein gegossenes Metallchassis voraussetzt ;>). Die Laufwerke von Chinon und TEAC funktionieren auf Anhieb. Ich habe nun insgesamt etwa 120 Euro ausgegeben. Wirkliche Hobbys sind halt nicht billig, sage ich mir.
Das erste Software-Werkzeug, das für den Betrieb alter 16-Bit Windows-Software auf einem modernen Rechner benötigt wird, ist die freie Software WineVDM V 0.7.0. Ich habe sie einfach in einen Ordner in C: entpackt. OTVDMW.EXE lässt sich starten, dann die entsprechende Setup-Datei auswählen, und schon kommt nostalgisches Feeling auf.
Das zweite Software-Werkzeug ist die freie Software DOSBox 0.74-3. Diese ist schnell installiert. Der Schwerpunkt ist die Nutzung bei alten DOS-Spielen, aber auch reguläre Software funktioniert oft problemlos. Das ist schon ein seltsames Gefühl, den berühmten Norton-Commander in der Version 1.0 von 1986 auf einem modernen Rechner nach 35 Jahren einzusetzen. Ach so, Sysinfo meint 31,9-fache Performance in Relation zum IBM PC XT. Als Emulation.