Analyse aus dem wöchentlichen RKI-Lagebericht vom 12.8.2021 (Daten gem. IfSG)
Hier der Link zum Lagebericht vom 12.8.2021
Wie wirksam ist die Impfung gegen COVID-19 überhaupt? Wie gefährdet sind wir selbst eigentlich mit unserer Zweifach-Impfung mit Vaxzevria (AstraZeneca)? Haben die Horrorzahlen aus Israel (Wirksamkeit laut Medien Biontech nur 60 %) und die superoptimistischen Zahlen aus Schottland (Null Hospitalisierungen bei 1 Mio. Geimpfter, natürlich nur aus einem Preprint) realistische Hintergründe? Was wissen wir aus Deutschland, wo doch alles immer so akkurat erfasst wird? Wenn auch vielleicht mit Faxgeräten übermittelt.
Ich habe mich deswegen mal mit dem Wochenbericht der RKI vom 12.8.2021 beschäftigt. Wie häufig sind Impfdurchbrüche überhaupt? Welche Folgen haben sie?
Definition wahrscheinlicher Impfdurchbruch:
Quelle s. o.
Ein wahrscheinlicher Impfdurchbruch ist definiert als SARS-CoV-2-Infektion (mit klinischer Symptomatik), die bei einer vollständig geimpften Person mittels PCR oder Erregerisolierung diagnostiziert wurde. Ein vollständiger Impfschutz wird angenommen, wenn nach einer abgeschlossenen Impfserie (2 Dosen Moderna-, BioNTech- oder AstraZeneca-Vakzine bzw. 1 Dosis Janssen-Vakzine) mindestens zwei Wochen vergangen sind.
Häufigkeit der Impfdurchbrüche nach Impfstoffen:
Insgesamt etwa 10.827 Impfdurchbrüche wurden seit dem 01.02.2021 anhand der nach IfSG übermittelten Meldedaten identifiziert, davon 7.802 nach einer abgeschlossenen Impfserie mit Comirnaty (BioNTech/Pfizer), 396 mit Spikevax (Moderna), 682 mit Vaxzevria (AstraZeneca) und 1.385 mit COVID-19 Vaccine Janssen. Bei weiteren 562 Impfdurchbrüchen erfolgte anhand der vorliegenden Angaben keine Zuordnung zu den o.g. Impfstoffen.
Unter den Impfdurchbrüchen wurden 0 Fälle (0 %) im Alter von 12-17 Jahren, 145 Fälle (2 %) im Alter von 18-59 Jahren und 748 Fälle (25 %) im Alter ≥60 Jahren hospitalisiert.
Impfstoff-Lieferungen nach Herstellern
(aus https://impfdashboard.de/)
Bis zum Ende der Kalenderwoche 32 am 15. August 2021 wurden 114.365.254 Dosen Impfstoff geliefert. Die Lieferungen stammen von den Herstellern BioNTech/Pfizer ( 79.894.824 Dosen ), AstraZeneca ( 17.569.110 Dosen ), Moderna ( 12.748.480 Dosen ) und Johnson & Johnson ( 4.152.840 Dosen ).
Unterschiede zwischen den Impfstoffen?
Wenn man die Zahl der jeweiligen Impfdurchbrüche in Relation zu den gelieferten Dosierungen setzt, scheiden Moderna und AstraZeneca am besten ab. Deutlich schlechter sind BionTech und besonders Janssen*2. Ob diese simple Rechnung korrekt ist, sei dahin gestellt. Wenn auch nicht alle Impfdosen wirklich verabreicht wurden wie bei AstraZeneca, so kann man bestimmt keinen Nachteil für diesen Impfstoff im Hinblick auf seine Wirksamkeit erkennen!
Impfdurchbrüche für COVID-19 und Impfquote nach Alter
Zugrunde liegt die aus dem Wochenbericht kopierte Tabelle auf Seite 17. Ich finde sie schwer lesbar, wo doch die Hauptbotschaften einfach sind:
- Im Alter über 60 Jahre handelt es sich bei 1,9 % der symptomatisch an COVID-19 Erkrankten um Impfdurchbrüche.
- Im Alter zwischen 18 und 59 Jahren liegt diese Zahl bei 1 %.
Abschätzung der Wirksamkeit der Impfeffektivität
Um die Wirksamkeit der COVID-19-Impfungen (asymptomatische und symptomatische Fälle) abzuschätzen verwendet das RKI die Screening-Methode nach Farrington, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8225751/ .
Die nach dieser Methode geschätzte Impfeffektivität liegt für den Zeitraum 01.02. bis 08.08.2021 für die Altersgruppen
18-59 Jahre bei ca. 87 % bzw. ≥60 Jahre bei ca. 87 %.
Die Anzahl der Impfdurchbrüche sowie die nach der Screening-Methode geschätzte Wirksamkeit der eingesetzten Impfstoffe bestätigen die hohe Wirksamkeit aus den klinischen Studien.
Wegen einer anzunehmenden Untererfassung geimpfter COVID-19-Fälle ist dennoch eine gewisse Vorsicht bei der Interpretation angebracht.
Im Hinblick auf die Impfwirksamkeit bin ich nun deutlich optimistischer. Die Angaben des RKI könnten im Hinblick auf Hospitalisierungen, Beatmungen und Todesfälle noch umfassender sein.
Ein echter Aufreger: Bei einer Party in Münster im Club „Cuba Nova“ am 3.9.21 mit angegebenen 380 Gästen ist es trotz freiwilliger 2G-Regel bisher zu 44 nachfolgenden Corona-Infektionen gekommen. Eine schriftliche Dokumentation der 2G-Situation der jungen Gäste hat es allerdings nicht gegeben. Somit steht die provokative immanente Aussage, die Impfung schütze nicht vor der Infektion, doch auf sehr tönernen Füßen. Jedenfalls ist die Sache nicht zur Abschätzung des Infektionsrisikos geeignet.
Es könnte sein, dass ein Großteil der Selbstangaben einfach nicht stimmte, und dass am Eingang nachlässig kontrolliert wurde. Ob das geklärt wird?
Uns hat die Angelegenheit jedenfalls dazu gebracht, wieder vorsichtiger zu sein.
Inzwischen sind es 85 Infizierte nach der Partynacht! Zweifel an der Selbstangabe zu 2G oder am Veranstalter werden offiziell verneint.