Aktionen und Gedanken passend zum trüben Wetter
Heute am 6.10.2021 ist er da, der Herbst. Morgens schon wird es nicht richtig hell. Den ganzen Tag brennt das LED-Licht im eigentlich hellen Wohnzimmer. Meist fällt Regen, manchmal schüttet es regelrecht. Und dazu kommt noch der typische bergischer Nebel. Der will uns sagen: Die Wolken hängen ganz tief, bergischer Steigungsregen. Die Sichtweite liegt bei unter 500 m. Ronsdorf ist in der Ferne überhaupt nicht zu sehen.
Ich stehe schon um 8 Uhr auf, weil ja der neue TV mit immerhin 139 cm Bilddiagonale geliefert werden soll. Zwischen 10 und 14 Uhr ist das geplant. Natürlich geschieht erstmal nichts. Ich löse die Steckverbindungen am zickigen alten TV und sortiere die diversen Kabel. Die alte störrische Volksbox (Was für ein historisch belasteter Begriff!) als S2-Satellitenreceiver für Astra und HD+ hat somit nach 13 Jahren ausgedient. Überflüssige Kabellage räume ich weg. Auch Staub muss sorgfältig gewischt werden. Nun ist Warten auf den Götterboten angesagt…
Zwischendurch beschäftige ich mich mit der Reparatur von Klamotten. Man glaubt gar nicht, was da so im Laufe des Jahres anfällt. Und es geht heute ja um Nachhaltigkeit, die verlängerte Nutzung von Kleidungsstücken. Buy nothing, wenn es geht.
In meinem Fundus besitze ich eine alte Privileg-Nähmaschine. Die habe ich vor Monaten mal gereinigt, geölt und neu eingestellt. Insbesondere habe ich mich mit der Fadenspannung beschäftigt. Und nun näht sie tatsächlich gerade, die Knötchen liegen mitten im Stoff, keine Schlingenbildung, nichts ist gerafft, die Spannung stimmt also.
Meine Augen scheinen noch ordentlich zu sein, denn das Einfädeln des Nähfadens bereitet mir keine Mühe, und das ohne Hilfsmittel. Mit dem Nachstar kann es nicht so schlimm sein.
Früher habe ich diese abgelegte Nähmaschine für die Herstellung von Lenkdrachen benutzt. Nun gut, das Material dafür ist unempfindlich. Es kommt auch nicht so darauf an, dass die Nähte gerade sind. Hauptsache ist, dass das Teil hinterher ordentlich fliegt. Wohl mehr als zwanzig Drachen habe ich so hergestellt.
Der kleinste Drachen (Biene Maja) hat eine Spannweite von etwa 70 cm und dreht rasend schnell. Der größte Lenkdrachen ist ein Vierschnürer, also etwas für die Experten, und hat eine Breite von ca. 3 Metern. Ein grün-gelber Drachen (Ha, die Farbgebung ist ja hochaktuell!) mit 2,5 m Spannweite hat von R. wegen seiner majestätischen Flugeigenschaften den Namen Viktoria erhalten.
Vater baut die Drachen natürlich nur für die Kleinen, hahaha. Stundenlang habe ich mit denen geflogen, sehr gerne auch am Meer. Wenn ich mir dabei durch die extreme Sonneneinstrahlung nicht mal den grauen Star und das Basaliom im Gesicht geholt habe!
Heute aber wird die alte Quelle-Maschine zur Reparatur und zum Stopfen bei Shirts, Wäsche und Hosen benutzt. Sie erfüllt dabei ihren Zweck erstklassig. Abschließend merke ich, dass der altmodische Fußregler nun deutlich besser als früher klappt. Die Maschine näht nun auch bei geringer Geschwindigkeit gleichmäßig. So sauber hat die noch nie genäht!
Die vereinbarte Lieferzeit für den TV ist definitiv überschritten. Ich rufe mal bei der Hotline an. Diese Nummer sei nicht erreichbar, meint eine emotionslose Frauenstimme. Ach, und schon meldet sich plötzlich ein Mitarbeiter des Götterbotens. Eine halbe Stunde würde es noch dauern. Ok.
Ah, da ist der Lieferdienst schon. Zunächst wird der alte TV in den LKW gebracht. Seine 30 kg machen dem schlanken jungen Mann mit Migrationshintergrund nichts aus. Ich hätte mich nicht getraut, das sperrige Gerät alleine zu schleppen. Den neuen TV hat er schnell gebracht, zusammengebaut und an seinen Platz gestellt. Ein abschließender Funktionstest ergibt keine Fehler. Das war es schon nach 15 Minuten. Den Karton hebe ich mal auf, man weiß ja nie.
Das Satellitenkabel ist schnell angeschraubt. Ein DVB-T2-Antennenkabel habe ich noch in meiner Kabelkiste, das ist auch schnell eingesteckt. Ha, diese Wühlkiste ist doch zu etwas gut! Der TV erkennt sofort 60 terrestrische TV-Sender! Erstaunlich, ohne jede Ausrichtung der Antenne! Etwas mühsamer ist es, den Eingang auf Astra umzuschalten. Aber schnell sind hier angeblich 661 Sender gefunden. Der Netzwerkstecker lässt sich mühelos einstecken.
Die Bildqualität ist beeindruckend, und die Auflösung bei Sendern HD-Signal prima. Aber auch bei SD-Signalen ist das Bild erträglich, wenn auch unschärfer, was ja auch kein Wunder ist. Also selbst das ist viel besser, als in komischen Bewertungen im Netz beschrieben. Das Upscaling würde nicht funktionieren – so ein Quatsch. Das funktioniert doch bestens. Bildruckeln gibt es überhaupt nicht. Der TV passt sogar die Bildhelligkeit an die Raumhelligkeit an.
Ein klein wenig komplexer ist die Inbetriebnahme des Bluetooth-Ausganges. Sogar ein 4-Lautsprecher-Betrieb ist möglich. Dafür hat der TV immerhin einen einstellbaren Latenzausgleich für BT. Nachdem das BT-Modul von meinem Smartphone entkoppelt ist, kann ich es mühelos mit dem TV verbinden und die Latenz anpassen. Super!
Warum einige Sender von HD+ ohne Karte in HD-Auflösung angezeigt werden, ist mir noch nicht klar. Die Tracking-Funktionen und die personalisierte Werbung stelle ich sicherheitshalber auf „Aus“. Tja, mit dem Datenschutz wird es trotzdem wohl nichts mit dem neumodischen TV. Ein gedrucktes Handbuch liegt dem Gerät nicht bei.
Schnell noch zum Test des Strombedarfes, dazu schalte ich das preiswerte Messgerät dazwischen. In der Eco-Einstellung zieht der TV maximal 103 Watt, so wie in der Werbung angegeben. In der Standardeinstellung messe ich aber auch Werte bis 130 Watt. Die HDR-Farbdarstellung habe ich noch nicht getestet. Im Standby zeigt das Messgerät 0 Watt an. Mein alter 43 Zoll-TV zog im Betrieb 300 Watt, dazu kamen noch 25 Watt für die Volksbox. Ein paar Euro Einsparung bei den Stromkosten werden es sein. Gut für das Gewissen.
Jetzt erstmal einen Serien-Krimi einschalten und dann ab zum Radwechsel. Das Bergische Land verzeiht da nämlich nichts. Heute am 6.10. ist bei Regenwetter schon wieder Megastau auf der A1 und der A46, es gibt mehrere Unfälle. Mit der Ruhe in der Coronazeit ist es also definitiv vorbei. Der Radwechsel selbst dauert nur eine Viertelstunde! Im letzten Jahr bin ich vielleicht 7000 km gefahren. Was für ein Aufwand mit dem Radwechsel! Wirtschaftlich gesehen ist der bestimmt Unsinn. Oder werden wir in Zukunft wieder mehr per PKW unterwegs sein?
Anschließend fahre ich schnell noch beim Bäcker vorbei. Brötchen und Zitronenkuchen gibt es dort zu kaufen. Ich bereite danach das Abendessen zu, Salzkartoffeln gibt es mit 100 g Kasslerbraten dazu, außerdem frischen Salat mit Senf-Essig-Olivenöl. Anschließend trinken wir noch jeder einen kleinen Pulverkaffee als Espresso. Dieser Coffein-Shot ist Vorbereitung für die folgende Tango-Stunde.
In der Tanzschule gibt es tatsächlich neue Teilnehmer. Alle begrüßen sich freundlich. Dann folgt eine Tangostunde zu einer Non-Basic-Folge. Aus einem Kreuz vorwärts folgt ein weiteres nach rechts um 180° gedreht. Der Schritt zum zweiten Kreuz wird durch seine Sakkada mit rechts zum rechten Fuß von ihr ausgelöst. Dadurch resultiert temporär eine Schattenposition, die vorwärts über eine Drehung nach links zurück oder rückwärts über die Figur „Prinzessin“ aufgelöst werden kann. Da haben wir gut zu üben dran, wenn es locker aussehen soll.
Anschließend verabreden wir uns noch zu einer Privatstunde nächste Woche, zusammen mit unseren Freunden. Es gibt viel zu erzählen.
Ab nach Hause geht es danach über regennasse Straßen. Der TV muss nun noch angetestet werden. In den Nachrichten geht es um Jamaika oder nicht. Facebook ist auch dran wegen der schlimmen Vorwürfe der Whistleblowerin. FB mit seinen Algorithmen sei nur auf Gewinn aus. Der angerichtete Schaden bei den Nutzern interessiere FB überhaupt nicht. Zuckerberg nennt das „einfach nicht wahr“. FB wird wohl zerschlagen werden müssen, denn so geht das nicht weiter. Der Börsenwert von Facebook kracht um 5 % nach unten.
Die Börse, das war das Stichwort, das nervöse Monster, das ist auch so ein empfindliches Thema. Der DAX kratzt heute unten an der 15.000er Markierung. Energiepreise, Inflationsängste, drohende Insolvenzen von Evergrande und nun auch Fantasia Holdings in China schlagen durch. Ob das mit den ETFs wirklich eine gute Idee war? Oder besser schlafen und den stillen Inflationsverlust einfach nur hinnehmen… Egal, da muss ich nun wohl durch.
Hätte ich weiter als Arzt gearbeitet, wäre mir die gegenwärtige unruhige Situation der Wirtschaft wohl völlig egal gewesen. Aber im echten Ruhestand? Meine Rente wird eher kaum oder gar nicht steigen. Mit Geldvermehrung über die Börse wird es vermutlich nicht viel werden.
Ich komme ins Rechnen. Ein 70-Jähriger hat statistisch gesehen im Mittel noch 14,4 Jahre zu leben. Meine Rücklagen dividiert durch 14,4 macht pro Jahr … Meine gegenwärtige Rente ist wohl fest pro Jahr … Der Unterhalt korrigiert über 14,4 Jahre um den Inflationsausgleich ergibt … Die private Krankenversicherung steigt jährlich um … Prozent, das ergibt über 14,4 Jahre …
Denn inflationsgesicherten Unterhalt samt PKV soll ich egal wie zahlen! Das geht mir nachts häufig durch den Kopf, wenn ich wach liege. Ich habe keine volle Kontrolle mehr über das, was vielleicht mit mir geschieht. Das ist eine Situation, an die ich mich erst einmal gewöhnen muss.
Oder doch wieder arbeiten gehen? Ach, das wäre doch Blödsinn und würde meine biologische Uhr ignorieren!
Einfach nur ein trüber Herbsttag heute!
Heute ist es zwar richtig kühl, früh morgens nur 3 Grad. Aber die Sonne scheint nun enorm stark, im Wohnzimmer ist es fast zu hell schon. Die Börse, das nervöse Monster, hat sich wieder unglaublich rasch erholt. Die ETFs performen fast zu gut. Verrückt! Ob das nur an dem positiven Ergebnis der Ampel-Sondierungsgespräche liegt? Jedenfalls entsteht medienwirksam der Eindruck, als ob man nach so langer Zeit des politischen Stillstandes nun etwas bewegen möchte. Und das parteiübergreifend! Das wäre schön für die Nation.
Im privaten Bereich (nicht bei uns selbst) gibt es Anlass für gesundheitliche Sorgen. Da kriegen die Herbstgedanken auf einmal realistischen Bezug. Alle meine im Blog geschilderten kleinen Sorgen und Unsicherheiten verschwimmen dagegen, sie werden fast bedeutungslos.
Es wird dennoch hoffentlich alles gut gehen! Trotz aller Anstrengungen haben wir unser Leben nur begrenzt unter Kontrolle. Das wurde mir wieder einmal klar. Ohne einen Grundoptimismus geht es einfach nicht.