Eine rentable Investition, offensichtlich
Schon letztes Jahr 2021 war der Energieberater der Verbraucherzentrale bei mir zu Besuch. Er wollte mich unbedingt zu einer Photovoltaikanlage motivieren, möglichst mit Speicher. Damit rannte er bei mir offene Türen ein. Eigentlich. Es ist nun ein Jahr vergangen, ohne dass sie montiert ist. An mir liegt es aber nicht, das muss ich betonen. Aber ist die Investition in eine Photovoltaikanlage sinnvoll, wirtschaftlich gesehen?
Es ist nicht ganz einfach, überhaupt valide Angebote zu erhalten. Das war letztes Jahr so und auch in diesem Frühjahr nicht ganz einfach. Obwohl ich bereits im Januar viele Anfragen gestellt habe, vor der russischen Ukraine-Invasion. Von den drei Angeboten, die ich erhalten habe, waren zwei unvollständig. Sie ließen wesentliche Änderungen an der vorhandenen Installation außen vor.
Lediglich ein Angebot war nahezu vollständig. Aber auch nicht ganz billig, aber zusätzlich 3-phasig offlinefähig. Also zur Notstromversorgung geeignet.
Offensichtlich geht es bei den Solaranlagen zumeist auch um eine wirtschaftliche Betrachtungsweise. Es gibt im Netz mehrere öffentlich zugängliche Solarrechner. Die kann man unterschiedlich tief parametrieren. Hier einige interessante Links. Die Webseiten enthalten teils unübersichtlich viel an Informationen. Aber immerhin, es gibt sie, die Online-Solarrechner:
- https://www.solare-stadt.de/remscheid/Solarpotenzialkataster
- https://re.jrc.ec.europa.eu/pvg_tools/de/
- https://www.rechnerphotovoltaik.de/photovoltaik/in/nordrhein-westfalen/remscheid
- https://gruenes.haus/photovoltaik-pv-ertrag/
Das reicht von mehr plakativen Rechnern bis zu hoch detaillierten Versionen. Mit letzteren kann man z. B. selbst die Art, die genaue Position, ja sogar die geschätzte Degradation der Solarmodule angeben. Weiter geht es über den individuellen Stromverbrauch, ob E-Auto oder nicht und wie es genutzt wird, wie es geladen wird, ob eine Batterie zur Verfügung steht bis hin zum gesellschaftlichen Umfeld mit Einspeisevergütung, Preissteigerung, Inflationsrate, Finanzierung und noch viel mehr. Da ist es nötig, sich richtig in die Materie einzuarbeiten.
Das führt aber auch dazu, dass man sich beinahe jedes gewünschte Resultat selbst hinklicken kann. Dass sich eine Solaranlage über 20 Jahre betrachtet nicht rentieren kann, scheint nach diesen Rechnern anscheinend kaum möglich. Die Situation erinnert etwas an die lineare Wertsteigerung von Aktienfonds, also deren simple Fortschreibung in die Zukunft. Sind die Solarrechner etwa von Finanzberatern verfasst worden?
Aber egal, da man immer Strom kaufen muss und eine geringe Einspeisevergütung vorgesehen ist, wird sich das Ganze wohl rechnen. Und man hat etwas für das grüne Gewissen getan, für die Umwelt, gegen die Erderwärmung. Und gegen Putins Krieg.
Gespielt habe ich meist mit dem ersten Rechner, den die Stadt Remscheid zur Verfügung stellt. Der Rechner der EU wirkt etwas unfertig. Hier die konservativ gewählten Parameter:
- Größe der Solaranlage: 7,7 kWh
- Eigenverbrauch: 4000 kWh (das gelingt nur mit Verbrauchssteigerung durch Wärmepumpenzusatzheizung)
- E-Auto 25 km/Tag, 18 kWh/km, solar günstige Ladezeiten
- Batteriespeicher: 8 kWh
- Einspeisevergütung: 6,5 Cent/kWh
- Strompreis: 32 Cent/kWh mit Steigerung 2 %/Jahr
- Inflationsrate: 2 %
- Einsatz von Eigenmitteln
Selbst mit diesen vorsichtigen Parametern würde sich die Anlage bereits nach 12–13 Jahren rechnen. Mit einer Autarkierate von 76 %, einer Eigenverbrauchsrate von 71 %, einer jährlichen Fahrstrecke des E-Autos von 7300 km und einem finanziellen Bargewinn von 18.000 Euro nach 20 Jahren. Da muss man sich wirklich fragen, warum man das nicht schon längst umgesetzt hat.
Nun die Ergebnisse bei einer etwas mehr risikobehafteten Parametrierung:
- Größe der Solaranlage: 7,7 kWh
- Eigenverbrauch: 4000 kWh (das gelingt nur mit Verbrauchssteigerung durch Wärmepumpenzusatzheizung)
- E-Auto 25 km/Tag, 18 kWh/km, solargünstige Ladezeiten
- Batteriespeicher: 8 kWh
- Einspeisevergütung: 6,5 Cent/kWh
- Strompreis: 42 Cent/kWh mit Steigerung 4 %/Jahr
- Inflationsrate: 6 %
- Einsatz von Eigenmitteln
Hiermit hätte sich die Anlage bereits nach 9 Jahren amortisiert. Und nach 20 Jahren läge der Bar-Ertrag bei etwa 52.000 Euro. Man mag das kaum glauben. Wenn der Ertrag bei einer Geldanlage verlässlich auch so wäre! Dann wäre sie ein echter Geheimtipp.
Fassen wir zusammen, dann dürfte sich eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des eigenen Hauses mit einiger Sicherheit sogar wirtschaftlich rechnen. Und zwar innerhalb einer persönlich relevanten Zeitspanne von 9 bis 12 Jahren. Das wäre mit einer energetischen Komplettsanierung des Gebäudes bei einem solchen Zeitfenster keinesfalls zu erreichen. Der Energieberater hat mir diese deswegen nicht einmal ansatzweise empfohlen.
Eine Photovoltaikanlage ist sinnvoll!
Wo ich doch immer schon ein elektrischer Typ war.
Seit zwei Tagen läuft nun die Anlage. Sie ist genauso konfiguriert, wie oben beschrieben. 7,8 kWp typische Leistung, Li-Eisensulfat-Speicher mit 7,8 kWh nutzbaren Kapazität. Zusätzlich ist eine sog. Backup-Box installiert. Damit die Anlage Standalone-fähig. Sie hat auch Notstrom-Eigenschaften mit einer sagenhaften Umschaltzeit von 30 msec. Stark!
Heute hat die Anlage bei bedecktem Himmel mehr als 30 kWh geliefert. Leider ist die merkwürdige Einspeisebegrenzung auf 70 % noch aktiviert. Netzstrom habe ich seitdem nicht mehr bezogen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht!