Rollenmodell wie die Vorfahren
Destatis schreibt Ende Januar 2023, dass der Gender Pay Gap in D immer noch 18 % beträgt. Durch den Blätterwald rauscht es danach ordentlich, als ob das Thema etwas Neues wäre! Die Tagesschau berichtet darüber ziemlich sachlich. Der bereinigte Gender Pay Gap sei unter 7 %, wird hier da geschrieben. Vermutlich sei er noch geringer, wenn man die Gründe für die Nichterwerbstätigkeit der Frauen genauer kennen würde. Destatis fragt hier nicht tiefer nach, die Zahl 7 % sei die Obergrenze des bereinigten Gender Pay Gaps. Ich denke sofort an das schwierige Thema Unterhalt und Gender Pay Gap! Das hat mich die letzten Wochen nämlich wieder vermehrt beschäftigt.
In der Zeit gibt heute einen Aufreger mit der reißerischen Überschrift „Die Lohnlücke ist ein Armutszeugnis für Deutschland!“ So schreibt hier Prof. Marcel Fratzscher, der Ökonom und Leiter des DIW. Quellen nennt er dafür keine, außer seinen eigenen Publikationen. Schon wieder wird empört nach der Politik gerufen! Einige seiner Lösungsvorschläge sind zugegeben OK, z. B. bessere Kinderbetreuung, weg mit dem Ehegattensplitting und den Minijobs. Ich würde noch Schaffung der Kindergrundsicherung hinzunehmen. Aber der Rest ist Blabla, Wiederkäuen.
Ich musste mich aktuell wieder mal mit dem Ehegattenunterhalt und damit dem Unterhaltsrechtsänderungsgesetz von 2008 (puuhhh, alleine schon das Wort) beschäftigen. Obwohl dieses Gesetz die Rückkehr von nicht erwerbstätigen, ehemals verheirateten Frauen in die Berufstätigkeit fördern sollte, ist das berechtigte Anliegen bisher gescheitert. 95 % der erwachsenen UnterhaltsempfängerInnen sind immer noch Frauen, nur 5 % sind Männer. Ich würde sagen, dass leider heute noch gilt: „Einmal Zahnarztgattin, immer Zahnarztgattin!“ Da hat sich die damalige Justizministerin Brigitte Zypries leider getäuscht.
Ich würde stattdessen heute noch sagen: „Mädels, schneidet doch mal die alten Zöpfe ab! Wollt ihr es denn noch immer so machen, wie eure Mütter und Großmütter? Kümmert euch doch mal um den eigenen Werdegang! Strengt euch dafür doch mal etwas an! Kämpft dafür!“ Immer nur über die bösen Männer und die ungerechte Welt klagen, wirkt auf mich auf die Dauer unglaubwürdig. Das Beharrungsvermögen der deutschen Gesamtgesellschaft ist allerdings schon außerordentlich hoch.
Hier noch ein für mich erstaunlicher Link zur Website des VAFK in Köln. Das Akronym bedeutet „Väteraufbruch für Köln“. Natürlich geht es hier in erster Linie um die Kinder. Hier wird – öffentlich gefördert – die Gleichstellung von Mann und Frau gefordert. Es ist unter „Fakten“ von der vermeintlichen Diskriminierung der Frauen durch den Gender Pay Gap die Rede. Finde ich sehr interessant! Vielleicht sollte ich mein schlechtes Gewissen mal ablegen, und mir dann klarmachen, dass ich als Mann absolut schlecht behandelt wurde.
Wenn wieder Muttertag ist, dann greife ich mal einen Artikel aus der Zeit auf, leider hinter einer Paywall versteckt:
Keine Blumen für Mama: Ein paar Gedanken zum Muttertag.
Hurra, das Baby ist da! Und schon hören in Deutschland so viele Mütter auf zu arbeiten, wie in kaum einem anderen Land Europas. Wieso betrachten deutsche Frauen bis heute ihren Mann so oft als Altersvorsorge? Man will das natürlich ungern sehen – aber ist die Hausfrauenrolle vielleicht auch manchmal ein bisschen bequemer? Die Geschichte von Lara Hennig und wie sie nach der Scheidung von ihrem Mann realisiert, wie abhängig sie sich von ihm gemacht hat.
Die Zeit