Da habe ich mich wieder auf etwas eingelassen. Ein früherer Kollege hatte mich vor einiger Zeit gebeten, bei einer Ultraschall-Fortbildung der Ärztekammer Nordrhein mitzuhelfen. Ich habe mich tatsächlich einbinden lassen, obwohl ich eher ambivalent war. Ich möchte ja die frühere ärztliche Tätigkeit hinter mir lassen. So hatte ich mir geschworen. Und nicht wieder Retter in der Not sein, für andere glühende Kohlen aus dem Feuer holen. Aber es ist schon wieder so geschehen, ich war wieder dabei. Tutor bei einer Ultraschall-Fortbildung beim Ärztekongress ä23 in Bonn.
41 Jahre Erfahrung in der Sonografie
Die Sonografie hat mich meinen kompletten Berufsweg begleitet. Es begann 1979 in Völklingen mit dem Gerät Siemens Vidoson 635, das aus der Geburtshilfe stammte. Das nächste Gerät der Fa. Picker hatte bereits einen 105 mm Linear-Schallkopf. Dann kam ein Gerät Picker LSC 7000, mit dem auch schon kardiologische Untersuchungen möglich waren. In meinen letzten Berufsjahren habe ich vorwiegend das Gerät Logic 7 von General Electric benutzt, dazu auch Siemens Acuson S2000. Meine eigentliche Spezialisierung erfolgte letztlich zur Endosonografie hin mit Interventionen. Dabei wurden mir Geräte der Fa. Fujinon vorgegeben. Ich bin so auf insgesamt 41 Jahre Erfahrung mit der Sonografie gekommen. Damit gehöre ich wohl selbst in das Ultraschallmuseum.
Natürlich habe ich auch selbst eine Reihe von Ultraschall-Fortbildungen absolviert. Zu Beginn meiner Laufbahn gab es diese zunächst noch gar nicht. DEGUM-Weihen, also den formalen Segen der Fachgesellschaft, habe ich dabei letztlich nicht erhalten. Ich habe das aber nie als Nachteil empfunden. Aus heutiger Sicht wäre das wohl im Sinne des Networking mit KollegInnen sinnvoll gewesen. Aber ich habe auch so allerhand Qualifikationen in der Sonografie gesammelt. Abdomen, Schilddrüse, Lymphknoten, Thorax, Herz und Gefäße gehörten als Organregionen dazu. Das war also recht umfassend. Das technische Spektrum reichte dabei von der allgemeinen SW-Darstellung über CW-Doppler, M-Mode, Farbdoppler, PW-Doppler, Elastografie (ARFI), Kontrastmittelsonografie, Organpunktionen bis hin zur gastroenterologische Endosonografie mit Interventionen.
Grundkurs Abdomensonografie
Der Grundkurs Abdomensonografie beim ä23 in Bonn war erwartungsgemäß ausgebucht. Die TeilnehmerInnen waren natürlich meist jung an Berufserfahrung. Einige nahmen an diesem Kursus im Sinne eines Repetitoriums teil. Zumeist ging es ihnen aber darum, Organe überhaupt zu erkennen und die Grundpositionen des Schallkopfes in möglichst vielen praktischen Übungen zu erlernen. Die Schallkopfführung und -haltung steht dabei im Vordergrund. Die Ultraschalluntersuchung ist nämlich ein dynamischer Vorgang, der erlernt und noch mehr praktisch geübt werden will. Einfach den Schallkopf aufsetzen und das Gewünschte sehen, das funktioniert zumeist nicht.
Ich vergleiche die Sonografie des Abdomens gerne mit dem Spielen eines Musikinstrumentes. Noten muss man dort auch lesen können, das Instrument gut spielen lernen, aber noch wichtiger ist das Üben, das Selbermachen. So stehe ich hinter dem Konzept dieses Kursus, der durch hands-on geprägt ist. Der Inhalt eines Sonografie-Lehrbuches ist wichtig für das Erlernen der Systematik und der pathologischen Befunde. Die praktische Durchführung erlernt man allerdings nur durch Selbermachen.
An sechs Terminen stand ich als Tutor in kleinen Gruppen zur Verfügung. Dabei war mein Ziel, die Lernenden selbst untersuchen zu lassen, und ihnen dabei möglichst Erfolgserlebnisse zu vermitteln. Ich selbst hatte den Schallkopf nur selten und dann zur Korrektur oder Demonstration in der Hand. Obwohl meine Berufstätigkeit vor drei Jahren endete, ging es mit dem Sonografieren noch ganz gut. Selbstverständlich habe ich auch, wenn es nötig war, die Farbdopplerdarstellung zu Hilfe genommen. Denn selbst Anfänger sollten die Einstellung benutzen, um Gefäße klarer erkennen zu können.
Schilddrüsensonografie als Vorsorge?
Da ein Tutor ausgefallen war, hat man mich gebeten, auch beim Grundkurs Schilddrüsensonografie beim ä23 in Bonn mitzuhelfen. Erstaunlicherweise war dieser Kursus gut besucht. Soweit ich erfahren konnte, waren die TeilnehmerInnen zumeist im Hausarztbereich tätig. Einer der Dozenten war ein auch in der Sonografie höchst erfahrener Nuklearmediziner, der den Teilnehmern beispielsweise das Vorgehen bei der Scherwellen-Elastografie von Schilddrüsenknoten eindrucksvoll erläuterte. Es geht dabei um die Gewebehärte als Hinweis auf Malignität. Unser Spezialist sprach danach überzeugend und ernüchternd zu Indikationsstellung, Befunden und Konsequenzen der SD-Sonografie.
Er selbst habe trotz hoher Untersuchungsfrequenz bei „Normalpatienten“, also ohne bekannt erhöhtes Risiko, in den letzten 10 Jahren keine Schilddrüsenkarzinome mehr diagnostiziert. Er sagte auch, dass es beinahe keine lebensbedrohlichen bösartigen Schilddrüsenerkrankungen gäbe. Bei asymptomatischen Patienten taugt die Schilddrüsensonografie somit nicht zur Vorsorge. Es handelte sich somit eher um eine allgemeine Fortbildung über Schilddrüsenerkrankungen mit ernüchternden Aussagen zur Vorsorge. Ob die Lernenden das auch so wahrgenommen haben? Mit Grundkurs hatte das nach meiner Meinung nicht sehr viel zu tun.
Und das Ambiente
Ich fand die Location des ä23 etwas surreal. Der Kongress fand nämlich in den Räumen des World Conference Center in Bonn statt, das ist der frühere Bundestag. Die wohl 600 Teilnehmer insgesamt füllten diese Räumlichkeiten mitnichten, insbesondere Vorplatz und Foyer schienen komplett überdimensioniert. Aber die AEKNO möchte ihre zentrale Fortbildungswoche von Norderney nach NRW verlagern und hier etablieren, was eigentlich wünschenswert ist. Leider sind die Hotelkosten in Bonn für die Zielgruppe viel zu hoch. 400 Euro pro Nacht wie im benachbarten Marriott-Hotel, das passt nicht zu dieser Veranstaltung. Die Anbindung an den ÖPNV ist andererseits sehr gut, die Rheinbahn-Haltestelle Heussallee/Museum liegt ganz in der Nähe. Wir werden sehen, ob der ä24 und der ä25 in Bonn Erfolg haben werden. Die Ultraschall-Fortbildung beim ä23 in Bonn gehörte schließlich nur zum Einstieg.