Neulich in Köln, da habe ich ihn zuerst gesehen, einen meterlangen Kratzer im Lack. Ich war schockiert. Mir fiel gleich mein Straßenparkplatz in der Birkenhöhe ein. Dort muss es geschehen sein. Am nächsten Tag bin ich mit dem heiligen Blech zur Polizeiwache in Elberfeld. Achtung, Parkplätze gibt es da keine. Ein junger Polizist nahm den Schaden auf. Aha, klar, das ist Vandalismus. Er berichtet von Fahrzeugen eines Pflegedienstes, der bis vor einigen Wochen seine vielen kleinen Fahrzeuge dort abgestellt hatte. Jetzt nicht mehr, sagte ich. Warum wohl? Wie lassen sich Autokratzer beseitigen?
Um den Lack eines Fahrzeugs zu verkratzen, reicht offensichtlich ein normaler Schlüssel. Also mal im Vorbeigehen hinhalten und dabei draufdrücken, schon ist der Schaden da. Das wird richtig teuer, 2800 Euro, meinte ein Autolackierer. Wer kommt eigentlich dafür auf? Trotz meiner Anzeige zahlt zwar die Vollkasko-Versicherung dafür, Selbstbeteiligung und Rückstufung des Rabatts bleiben dennoch an mir hängen. Da bin ich schnell mit 1000 Euro dabei. Ärger!
Dann habe ich die von der HUK empfohlene Werkstatt mit einem Termin nach zwei Wochen aufgesucht. Der Reparaturtermin wäre nach weiteren 6 Wochen gewesen. Auf meine Frage, ob es nicht so etwas wie eine nicht ganz perfekte Smart Repair gäbe, ging der Mitarbeiter erst gar nicht ein. Deutschland ist ja Autofetischland, Sparen ist hier nicht vorgesehen. Es geht schließlich um ein Kultobjekt.
Der Kratzer ist geschätzt 0,5 mm tief, er bleibt in der obersten Klarlackschicht der Mehrschichtenlackierung. Ich meine damit eine unterste graue Füllschicht, dann mindestens eine Farbschicht, darauf mindestens eine Klarlackschicht. Und um letztere geht es. Sobald man den Kratzer mit dem Fingernagel spürt, soll es schwierig sein mit der einfachen Beseitigung. Im Netz gibt es jede Menge Produkte, die dennoch die Beseitigung selbst tiefer Kratzer versprechen. Bei manchen ist sogar Schleifpapier dabei. Da bin ich aber skeptisch, Vorsicht!
Ich habe dann versucht, die Sichtbarkeit der Kratzer mit Klarlack und Politur zu vermindern. In stundenlanger Arbeit ist mir das zum Teil auch gelungen. Es wäre schön, wenn man die Kratzer mit Klarlack auffüllen, mit einer Gummispachtel abziehen, trocknen lassen und glatt polieren könnte. So war meine Idee. Aber der Lack ist anfangs sehr flüssig, dabei schnelltrocknend, sodass dieses Vorgehen nur begrenzt Erfolg hat. Es drohen Probleme durch Lacküberschuss. Den musste ich mühsam wegpolieren.
Das visuelle Ergebnis ist letztlich akzeptabel. Man muss schon genau hinschauen, um die Kratzer zu sehen. Etwa die Hälfte ist überhaupt nicht mehr zu erkennen. Ich glaube, ich lasse das so.
Nun noch ein paar Worte zum beschädigten Kultobjekt. Obwohl ich mir über die Psychologie im Klaren bin, trifft mich die Beschädigung selbst etwas. Autokratzer ist offensichtlich ein Wortspiel. Auch ein Kratzer am Selbst, am Ego. Aber das hat im Laufe der Jahre auch schon einige Kratzer abbekommen. Mein Haus hat auch bereits viele.
Der eigentlich betroffene PKW ist mehr als 10 Jahre alt, ein böser Diesel und noch dazu Schadstoffklasse Euro 5. Also so einer mit Abschaltsoftware. Der verwendet bereits einen Vorläufer von AdBlue-Technologie, aber nur zur Reduktion der Partikel, nicht für NOx im Abgas. Leider ist das so. Vor etwa 5 Jahren gab es einen Hype um NOx, sodass ich damit rechnete, dass das ältere Fahrzeug ein Fahrverbot treffen würde. Aber es ist nicht so gekommen.
Wir wollten doch weg von großen Fahrzeugen, hin zu mehr öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein neues Verkehrskonzept als Umweltkonzept sollte doch kommen. Soll ich den Autokratzer nun beseitigen lassen? Wenn kein Rost auftritt, werde ich den Kratzer wohl so lassen, wie er jetzt ist. Die Beseitigung empfinde ich als Umweltschädigung und Geldverschwendung. Ein Autokratzer halt.
Heute am 22.3.2024 beim Doomscrolling gelesen: Die DUH hatte gegen die Stadt München geklagt. Aktuell hat das Gericht entschieden, dass nun innerhalb des inneren RInges und darauf keine Euro-5-Diesel mehr fahren dürfen. Die Ausnahmeregelungen sollen alle 2024 auslaufen. Das betrifft ca. 70.000 Fahrzeuge, vermutlich von Anwohnern. Bild und Focus hetzen mit dieser Entscheidung gegen die Grünen und wollen das Problem nicht verstehen. Meine Photovoltaikanlage wird sich rechnen, wenn ich damit ein kleines Elektrofahrzeug lade. Zumindest in der hellen Jahreshälfte.