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TNF alpha (Highlight) and Ig Adalimumab from NCBI Structure DB

Google Gemini zu Biologika in der Therapie gastroenterologischer Krankheiten

Vorbemerkungen

Dieser Text ist keine Publikation im wissenschaftlichen Sinne, sondern ein Experiment: Was äußert die KI Google Gemini zu Biologika in der Therapie gastroenterologischer Krankheiten.

Sofern Sie medizinischen Rat benötigen, empfiehlt sich der Kontakt mit einem Experten. Dieser Text ist kein Ratgeber. Die Leitlinien der DGVS sind sehr umfangreich, aber nicht unbedingt selbsterklärend.

Anlass

Anlass für dieses Experiment ist das Heft 6/2024 der Zeitschschrift für Gastroenterologie. Es fällt sofort auf, dass das Heft durch zahlreiche Beilagen ungewöhnlich dick ist, ein Werbeträger. Ich habe beim einfachen Durchblättern 21 Nennungen bzw. Mitteilungen zu Biologika gezählt, häufig als Hersteller-Werbung oder redaktionelle Texte. Meistens geht es dabei um die CED, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, daneben um die Eosiniphile Ösophagitis, aber auch um etliche Onkologika. Kann die künstliche Intelligenz beim Verständnis weiterhelfen?

Biologika sind im Trend

Die Bedeutung der Biologika ist somit offensichtlich groß, sowohl in wissenschaftlicher als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Ich habe meine Skepsis im Hinblick auf die Neutralität der aktuellen Empfehlungen hier niedergeschrieben.

Was sind Biologika?

Es handelt sich um biotechnisch hergestellte Substanzen, in der Mehrzahl Antikörper gegen Zellrezeptoren, die zumeist entzündungshemmende Wirkung haben.

Wann sind sie indiziert?

Nach den Leitlinien der Fachgesellschaft DGVS gilt, dass sie nach Versagen der Standardtherapien zum Einsatz kommen. Standard der Therapie sind zum Beispiel Cortison oder klassische Immunsuppressiva.

Und Nebenwirkungen?

Hier gilt es grundsätzlich zu beachten, dass Infektionen und substanzspezifische, ja sogar paradoxe Nebenwirkungen von Biologika auftreten können. Diese machen aus Sicherheitsgründen Voruntersuchungen und die besondere Patientenüberwachung nötig.

Künstliche Intelligenz zu Biologika in der Gastroenterologie

Um strukturierte Informationen zum Einsatz von Biologika in der Gastroenterologie zu erhalten, habe ich Google Gemini zu folgendem Search-String bemüht:

Tabelle KI zu Biologika in der Therapie gastroenterologischer Krankheiten
WirkprinzipHandelsnameDosisintervall DauertherapiePreis in D pro DosisintervallIndikationWirksamkeit
TNF-α-HemmerInfliximab (Remicade®)8 Wochen*2.500 €*Morbus Crohn, Colitis ulcerosaHohe Wirksamkeit
TNF-α-HemmerAdalimumab (Humira®)2 Wochen800 €*Morbus Crohn, Colitis ulcerosaHohe Wirksamkeit
Interleukin-12/23-HemmerUstekinumab (Stelara®)12 Wochen*11.000 €*Morbus Crohn
Colitis ulcerosa*
Moderate Wirksamkeit
Integrin-Hemmer*Vedolizumab (Entyvio®)8 Wochen*2.500 €*Morbus Crohn
Colitis ulcerosa*
Moderate Wirksamkeit
IL-23-HemmerTildrakizumab (Ilumetri®)*12 Wochen*3.300 €*Morbus Crohn, Colitis ulcerosaModerate Wirksamkeit
IL-17A-HemmerSecukinumab (Cosentyx®)4 Wochen*800 €*Morbus CrohnModerate Wirksamkeit
IL-17A/F-HemmerBrodalumab (Skyrizi®)2 Wochen700 €*Morbus CrohnModerate Wirksamkeit
Janus-Kinase-HemmerTofacitinib (Xeljanz®)Täglich*35 €*Colitis ulcerosaModerate Wirksamkeit
Spezifische Darmmikrobiota-TherapieFecal Microbiota Transplantation (FMT)Einmalig2.000 €Colitis ulcerosaModerate Wirksamkeit
PDE4-HemmerApremilast (Otezla®)Täglich35 €*Morbus Crohn olModerate Wirksamkeit
Guanylatzyclase-C-AgonistLinaclotid (Linzess®)Täglich2,5 €*Reizdarmsyndrom (IBS)Moderate Wirksamkeit
Glucocorticoid
Rezeptor*
Budesonid (Entocort®)Täglich6 €*Morbus Crohn, Colitis ulcerosaModerate Wirksamkeit
Mastzellen-Stabilisator*Nedocromil (Tilacon®) nv4-mal täglich€ nvColitis ulcerosa fModerate Wirksamkeit
Janus-Kinase-Antagonist*Ruxolitinib (Jakavi®)Täglich*65 €*Myelofibrose*
Colitis ulcerosa ol
Moderate Wirksamkeit
Sphingosin-1-Rezeptor-Modulator*Ozanimod (Zeposia®)Täglich*55 €*Colitis ulcerosaModerate Wirksamkeit
TNF-α-Hemmer*Certolizumab pegol (Cimzia®)*2 Wochen*450 €*Morbus CrohnModerate Wirksamkeit
TNF-α-Hemmer*Golimumab (Simponi Aria®)*4 Wochen800 €*Colitis ulcerosa*Moderate Wirksamkeit
Interleukin-5-HemmerReslizumab (Cinqair®)4 Wochen1200 €*Asthma*
Eosinophile Ösophagitis
Moderate Wirksamkeit
Interleukin-13-HemmerTralokinumab (Adakveo®)2 Wochen700 €*Atopische Dermatitis
Eos. Ösophagitis*
Moderate Wirksamkeit
Interleukin-23-HemmerGuselkumab (Tremfya®)*8 Wochen2.800 €*Psoriasis
M. Crohn* ol
Moderate Wirksamkeit
Interleukin-17A-HemmerIxekizumab (Taltz®)4 Wochen1400 €*Psoriasis
CED ol* f*
Moderate Wirksamkeit
Tabelle ursprünglich erstellt von Google Gemini, stark modifiziert und korrigiert al 7/2024
Legende: ol : off label use, * : korrigiert, nv : nicht am Markt, f : falsch
Ergebnisse im Einzelnen

Leider sah die ursprüngliche Tabelle nur auf den ersten Blick gut aus. Die künstliche Intelligenz wirkte letztlich stark überfordert mit der Aufgabe. Nach manuellem Streichen von doppelten und fehlerhaften Einträgen verblieben 21 Substanzen zu Therapie gastroenterologischer Erkrankungen in der Liste.

Manchmal wurden das Wirkprinzip der Substanzen oder gar die Handelsnamen verwechselt. Viele Substanzen werden in der Liste ohne Begründung off label der Therapie der CED zugeordnet. Das lässt sich leicht im Feld Indikationen der Gelben Liste überprüfen.

Die Angaben zu den Kosten waren ebenfalls unzuverlässig. Ich habe deswegen sämtliche Angaben für die Phasen der Erhaltungstherapien in der Gelben Liste einzeln nachrecherchiert. Zusätzlich sind die Angaben zu den Wirksamkeiten sind in der Tabelle völlig unpräzise, ja unbrauchbar. Ich gehe auch davon aus, dass sich insgesamt in der Tabelle noch viele Fehler und Ungenauigkeiten befinden.

Die Tabelle ist noch dazu unvollständig. Dupilumab als neue Therapieoption bei eosinophiler Oesophagitis wird überhaupt nicht erwähnt. Onkologika fehlen hier ganz. Budesonid und die FMT gehören nur fraglich in diese Tabelle.

Generell gilt es dabei, die große Zahl der möglichen Biologika zur Kenntnis zu nehmen. Hier ist der Listen-Eintrag zu: Monoklonale Antikörper in der deutschen Wikipedia. Diese Vielfalt zu verstehen, ist eine gewaltige Aufgabe, nicht nur für die Künstliche Intelligenz.

Mein Eindruck

Ich bin enttäuscht, dass Google Gemini so viele Fehler abgeliefert hat. Die KI ist m. E. mit der klar strukturierten Fragestellung völlig überfordert. Warum verwendet sie nicht zusätzlich Wikipedia? Dann würden wenigstens die Angaben zu Wirkprinzipien stimmen. Off-label-use wird gar nicht erst markiert.

Selbstverständlich habe ich den Suchstring auch mit Microsoft Copilot getestet. Die Ergebnisse waren hier nicht besser. Auch umfasste die Ergebnis-Liste hier nur Infliximab, Adalimumab, Ustekinumab und Vedolizumab. Die KI-Suchmaschine Phind verhielt sich ähnlich wie Microsoft Copilot.

Welche Schlüsse ziehen wir daraus?

Die aktuelle KI in Form von Google Gemini, und auch Microsoft Copilot und Phind steuert bedauerlicherweise keine zuverlässigen Aussagen zum Thema Biologika in der Therapie gastroenterologischer Krankheiten bei. Zumindest gilt das für den obigen Suchstring. Angesichts der Schwierigkeiten der komplexen Fragestellung verwundert dies nicht.

Für mich gilt deswegen:

Glaube der KI nichts! Überprüfe alles!

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