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Saarschleife Blick von der Cloef aus

Statt Fernreise Sommerurlaub im Saarland

Warum Saarland?

Wir haben uns trotz meines Posts über das Zuhausebleiben kurzfristig zu einem Sommerurlaub im Saarland statt zu einer Fernreise entschlossen. Der tiefere Anlass für die Wahl dieser Urlaubsregion war, dass ich vor etwa 40 Jahren 6 Jahre dort gelebt habe, aber wegen Berufstätigkeit und junger Familie nicht viel vom Ländche Saarland gesehen habe. Einige markante Stellen dieses kleinen Bundeslandes in Randlage wollte ich nun endlich kennenlernen. Es soll dort schön sein, Massentourismus gibt es dort bestimmt nicht.

Vorbereitung

Erst zwei Wochen vor der geplanten Reise habe ich mich kurz und intensiv mit Booking beschäftigt. Vier Hotels für 9 Tage, das sollte reichen. Dabei habe ich meist auf mittlere Hotel-Kategorie geachtet. Und auf die kurzfristige Stornierbarkeit, denn mit einer Reiserücktrittskosten-Versicherung wird das nichts mehr in unserem Alter.

Tholey

Mitten in der Ferienzeit und in der Arbeitswoche ist dann die Fahrt zur Urlaubsregion einfacher als gedacht. Unser erstes Etappenziel ist die Kleinstadt Tholey mit der bekannten Benediktiner-Abtei St. Mauritius. Die hat eine wechselvolle Geschichte seit ihrer Gründung im 7. Jahrhundert. Immerhin steht sie sogar auf Fundamenten aus der Römerzeit. Insbesondere interessiert uns die Kirche mit den Chorfenstern von Gerhard Richter. Die Kirche ist außen und innen ziemlich schick und hell ausgeleuchtet. Auch die sonstigen Fenster sind erwähnenswert. Sie sind von einer afrikanischen Künstlerin gestaltet und außerordentlich farbenprächtig.

Anschließend nehmen wir auf der edlen Terrasse des Gästehauses Lioba oberhalb des Barockgartens Kaffee und Kuchen ein, den uns Br. Anselm serviert. Von hier hat man eine schöne Aussicht über die harmonische Landschaft.

Saarbrücken

Danach fahren wir über verschlungene Straßen weiter nach Saarbrücken. Hotel Leidinger ist die gute Adresse an der Mainzer Straße. Im hoteleigenen Parkhaus hat unser PKW sogar einen Parkplatz mit Namensschild! In einem lustigen Zimmer mit eigenwilliger Einrichtung wohnen wir. Es ist im Hotel, obwohl direkt in der Innenstadt gelegen, absolut ruhig. Von hier aus unternehmen wir mehrere ausgedehnte Spaziergänge, besuchen das Saarlandmuseum Moderne Galerie, St. Johann, Alt-Saarbrücken, das Nauwieser Viertel, den Staden und speisen im Stiefel sowie im Heinz&Hilde, um die regionale Küche zu erleben.

Völklingen

Nach zwei Tagen fahren wir weiter nach Völklingen ins Leonardo Hotel. Auch bei diesem Hotel gibt es nichts zu meckern. Bei etwas stylischerem Interieur und etwas mehr Features wäre es fast ein Grand Hotel. Aber unser Interesse gilt dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte, der Sonderausstellung Deutscher Film und der wenig anziehenden Innenstadt. Immerhin habe ich sechs Jahre im St. Michael-Krankenhaus gearbeitet. Das ist schon länger abgerissen. Gegenwärtig wird dort, direkt unterhalb des Leonardo, eine „Seniorenresidenz“ erbaut. Auch für diese Stadt haben wir zwei Tage angesetzt.

Petite Rosselle

Unsere nächste Etappe führt uns zunächst zum Musée les Mineurs Wendel in Petite Rosselle. Ein interessantes Selbstverständnis im Hinblick auf die soziale Selbstverpflichtung des ehemaligen staatlichen Bergbauunternehmens wird hier vermittelt. Der Arbeitgeber kümmerte sich um seine Mitarbeiter. Eine soziale Idylle? Wir besuchen hier die Ausstellungsräume des Bergbaumuseums und anschließend das nostalgische Café Kaffeeklatsch nebenan. Mit Plüschsofas sowie Kaffee und Käsekuchen. Es ergibt sich ein netter Smalltalk mit der Inhaberin.

Danach fahren wir weiter zum Tango La Boca von Marian Wahl in einer ehemaligen evangelischen Kirche in Petite Rosselle. Parken kann man direkt davor auf dem Gelände. Hier findet nämlich die Milonga am Sonntagnachmittag statt. Die Location ist insgesamt edel, Farbenspiel durch bunte Fenster, der Parkettboden allerdings gering stufig. Die Musik der DJ Esther aus Saarbrücken ist top. Sie spielt Tandas mit jeweils 4 Titeln eines Orchesters. Bemerkenswert ist auch die Anzeige des jeweiligen Musiktitels per kleinem Beamer. Smalltalk mit den Veranstaltern, und wir tanzen etliche Titel.

Saarlouis

Nun geht es über teils schmale Straßen des Warndt weiter zum Uno Posthotel in Saarlouis. Wir parken am Kaiser-Friedrich-Ring unter hohen Platanen. Dort kostet es zwar nichts, aber das Auto ist danach zuge…. Das Hotel liegt mitten in der Altstadt in einer Gasse. An Einkehrmöglichkeiten besteht hier kein Mangel. Große Geschäfte für das Shopping gibt es auch. In den Kasematten essen wir italienisch zu Abend. Am nächsten Tag folgt ein größerer Spaziergang in Saarlouis mit Sightseeing. Die katholische Kirche St. Ludwig und St. Peter und Paul fällt durch ihre gemischte Architektur auf, zuletzt im Stil des Brutalismus. Der Architekt Gottfried Böhm hat auch die Wallfahrtskirche Neviges gestaltet.

Saarschleife, die Cloef

Nach zwei Tagen geht es weiter. Doch zuvor muss unser Auto durch die Waschstraße. Erneut ergibt sich beim Warten davor ein Smalltalk, diesmal mit einem jungen Mann. Nun führt uns der Weg nach Orscholz zum bedeutendsten Aussichtspunkt des Saarlandes, es ist die Cloef. Hier ist man auf Touristenmassen eingestellt, die Cloef ist ja auch eine tolle Stelle mit der berühmten Postkartenansicht. Wer will, kann für 12,5 € über den Baumwipfelpfad eine erhöhte Aussicht samt Schwindel genießen. Wir allerdings unternehmen bei 31 °C einen schönen Spaziergang im benachbarten Wald, eine Kombination der Wander-Traumschleifchen Weitblick und Überblick.

Saarschleifenlodge

Nachmittags fahren wir weiter zur Saarschleifenlodge nach Dreisbach. Das ist eine konzeptionell interessante, teils urige Hotelanlage direkt an der Saarschleife unterhalb der Cloef. Die Bewertungen waren zwar durchweg gut, doch mit vielen unterschiedlichen Kritikpunkten versehen. Wir rechnen deswegen mit allem, haben sogar eine Notration als Abendessen dabei. Die Lage der Lodge allerdings ist einfach unglaublich und die echte Besonderheit, tief im Wald, direkt an der Saar, total ruhig, ohne jegliche Hektik. Aber man sollte das Konzept auch mögen. Wer ein Grand Hotel sucht, ist hier fehl am Platze. Von hier aus unternehmen wir später einen Spaziergang entlang der Außenseite der Saarschleife.

Am folgenden Tag bringt uns die Personenfähre Welles auf die Innenseite der Saarschleife. Wir erklimmen bei leichtem warmem Regen den Hügel zur schön renovierten Burgruine Montclair. Der Kiosk hat leider geschlossen. Wir haben auch diesmal eine Kleinigkeit zu Essen dabei, sicher ist sicher. Von dort geht es später bergab in Richtung Saarschleuse Mettlach, anschließend auf dem Innenweg zurück. Die Fähre ist sogar noch in Betrieb, Glück gehabt.

Am nächsten Tag fahren wir nach Mettlach. Das ehemalige Kloster, nun im Besitz von V&B, ist noch für Besucher geschlossen. Aber in der kleinen Altstadt gibt es viele Outlets, eine große Zahl von Eisdielen und einen kleinen Italiener, dort kehren wir ein. Abends noch ein Schoppen in der Saarschleifenlodge, mit Blick auf die schöne Natur.

Am Morgen danach frühstücken wir draußen mit direktem Blick auf die Saar. Zunächst regnet es leicht, dann immer stärker, es wird richtig dunkel. Es zieht ein starkes Gewitter auf, direkt gegenüber sehen wir fantastische Blitze. Blitzeinschlag wohl auf Burgruine Montclair, vielleicht einen halben Kilometer entfernt. Bald regnet es nur noch leicht, und wir können unsere Abreise angehen. Beim Auschecken sage ich: Schöne Location hier, wirklich. Die Dame an der Rezeption bedankt sich.

Den Rückweg planen wir über die Hunsrückhöhenstraße bis zur Autobahn A61. In Morbach an der B327 machen wir einen Boxenstop, es gibt Kaffee und Kuchen in einem kleinen Café.

Belginum

Danach folgt ein kurzer Museumsbesuch im Archäologiepark Belginum. Die Hunsrückhöhenstraße hatte nämlich einen Vorläufer in der Römerzeit, die Straße von Trier nach Bingen. Das Belginum war eine Siedlung direkt daran gelegen. Die Ausgrabungen der Gräberfelder zumeist sind ein Zeugnis alter Zeit, der Kelten, der Römer und später der Germanen. An der Kasse interessiert sich ein muskelstarker, über und über tätowierter Mann für ein älteres wissenschaftliches Werk zu dem Thema der historischen Abgrenzung der hiesigen Kulturen. Wofür er diese Information wohl braucht? Geht es ihm etwa um Gedankengut des Rassismus? Hier ein passender Link zu einem Artikel Die Germanen: Mythos und Forschungsrealität von A. Volkmann 2017.

Familie und Rückweg

Jetzt haben wir noch einen Verwandtenbesuch im Hunsrück vor uns. Der hinterlässt zwiespältige Gefühle. Sogar Sorgen macht man sich deswegen. Auf dem weiteren Rückweg erwischt uns dazu passend ab Köln ein Gewitter, mit dem berühmten Starkregen. Zum Glück kommen wir unbeschadet hindurch. In Lennep ist dann nur noch leichter Regen. Wir sind wieder zu Hause im Bergischen Land zurück vom Sommerurlaub im Saarland statt einer Fernreise. Interessant und vielfältig war es dort auf jeden Fall, der Komfort stimmte auch. 740 Kilometer sind wir mit dem PKW gefahren. Das entspricht bei einem Verbrauch von 44 Ltr. Diesel einem CO₂-Ausstoß von 120 kg, d. h. 60 kg pro Person, bei 9 Tagen Urlaub in Deutschland. Das private Umweltkonzept meldet sich wieder.

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