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Springfield als Beispiel für Manipulation durch Populisten

Am Anfang dachte ich, Trump hätte beim Fernsehduell mit Harris einfach nur einen logischen Kurzschluss erlitten. Irgendeine der vielen Simpsons-Folgen hätte ihm einen Flashback beschert, als er zufällig an seinen running mate Vance dachte, der ja aus Ohio stammt. Er ist dort Senator. Ach ja, das wäre ja noch irgendwie lustig, so wie es das idyllische Beitragsbild suggeriert. Doch weit gefehlt, die Story um Springfield ist ein Beispiel für systematische Manipulation durch Populisten.

Denn die Fake-Story, dass Immigranten aus Haiti die Haustiere ihrer Mitbewohner essen, war volle Absicht, sie stammt offensichtlich von Vance selbst. Und Vance erläutert in einer TV-Show, worum es dabei wirklich geht. Folgende Sätze stammen von BBC. „If I have to create stories so that the American media actually pays attention to the suffering of the American people, then that’s what I’m going to do,“ he told CNN. Und es geht noch weiter: “It comes from firsthand accounts from my constituents. I say that we’re creating a story, meaning we’re creating the American media focusing on it.“

Das Ziel ist also das Erfinden einer unwirklichen Story, die „die Medien“ auf das angebliche Leiden der Amerikaner lenken soll. Dabei werden Haitianer, die als Immigranten in den USA einen offiziellen Schutzstatus genießen, zum Opfer, zur leichten Zielscheibe für starke Sprüche. Sie zu beleidigen ist nun wirklich billig, oder primitiv. Das finde ich echt beschämend. Hier stehen weitere Fakten zum geplagten Inselstaat Haiti, der ziemlich gesetzlos ist.

Das Erfinden von Stories, auch gerne Meme genannt, um Aufmerksamkeit zu generieren, um Interesse für eigene Meinungen zu wecken, ist heute üblich. Der Wahrheitsgehalt oder gar der Flurschaden, der dabei angerichtet wird, spielt keine Rolle. Hauptsache, die eigene Haltung wird dadurch unterstrichen.

Wahrheit als übergeordneter Sachverhalt wird dabei beliebig. Es geht nur noch um Aufreger, um mediale Hypes, oder um Klicks. Ich hatte früher einmal die Idee, dass es so etwas wie eine objektive, gar moralische Grundordnung der Dinge gäbe. Wenn ich das obige sehe, wird meine damalige Haltung zu einem veralteten Weltbild.

Bei den Nazis von damals hieß es „Recht ist, was dem Volk nützt!“ Im Populismus des Zeitgeistes von heute könnte man formulieren „Wahrheit ist das, was mir nutzt!“

Die Diskussion um die angebliche Notlage der Migration in Deutschland erinnert an daran. Da werden auch solche Memes über Geflüchtete kreiert. Stories werden erfunden und zirkulieren im Netz, Vorkommnisse werden aufgebauscht, die reale Bedrohung durch Migranten wird maßlos überhöht. Die Relationen stimmen einfach überhaupt nicht. Solange es soziale Unterschiede in der Welt gibt, wird es Migration oder Flucht geben.

Springfield ist damit vermutlich überall.

Wie schrieb schon George Orwell 1936 in „Homage to Catalonia“:

„Das Konzept der objektiven Wahrheit verschwindet aus der Welt.“

The very concept of objective truth is fading out of the world. Lies will pass into history.“

Gehört habe ich diesen Spruch zuletzt von Zedaya im Film „Spiderman, Far From Home“.

Die verrückt klingende Story Trumps über Springfield ist letztlich ein typisches Beispiel für die Manipulation durch Populisten. Und kein Spass, trotz meiner Assoziation zu den Simpsons.

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