Im Kurs für Tango argentino haben wird nun einige Male die Salida americana mit vielen Variationen geübt. Dabei habe ich festgestellt, dass verschiedene Follower meine Führung unterschiedlich interpretieren. Woran liegt das?
Definition der Grundfigur
Die Grundfigur enthält eine Öffnung beider Tänzer nach links (meine Sicht) wie in eine Promenade (1. Slow) und einen Schritt mit den inneren Füßen nach vorne, er mit rechts, sie mit links (2. Slow). Sie dreht am Ende des Schrittes auf links wie bei einem Vorwärts-Ocho nach links vor ihn. Beim nächsten Schritt geht sie mit rechts zurück und er mit links vor (3. Slow). Das war es auch schon. Wenn das rhythmisch betont ausgeführt wird, sie vielleicht eine mit dem freien rechten Fuß eine Ronde zeichnet, dann sieht das schon ganz gut aus.
Salida americana nach Rückfall
Die zweite Version ist ein Rückfall mit Rechtskehre für sie vor der eigentlichen Salida americana. Er geht auf slow links außenseitlich mit rechts vor, dann quick li vor. Weiter quick rechts rück (rechts bleibt vorne am Platz, Oberkörpertorsion nach links), nun slow links rück – sie tanzt dabei eine Kehre (also einen Vorwärts-Ocho) auf rechts. Dann geht er auf slow leicht rechts vor und belastet – sie geht dabei links vor in eine Kehre (Vorwärts-Ocho) nach links vor ihn. Er anschließend auf slow links vor und sie rechts zurück. Anmerkung: Es ist notwendig, diese Rückfallfigur von der mit dem Ausgang Ocho cortado und Kreuz zu unterscheiden.
Mehrere Vorwärts-Ochos, auch mit Sacadas
Bei der dritten Version behält er die Position, also rechter Fuß vorne und Körperdrehung nach rechts, bei. Sie tanzt dazu, anstatt direkt vor ihn zu gehen, einen Vorwärts-Ocho nach links. Danach folgt ein weiterer nach rechts und noch einer nach links vor ihn. Kurz gesagt tanzt sie mehrere Kehren rechts seitlich neben ihm, analog zu den Kehren beim Turniertango.
- Wenn er sich zu ihr dreht, kann er den Vorwärts-Ocho nach links durch eine Sacada durch einen Schritt mit dem rechten Fuß nach vorne ergänzen. Er nimmt mit rechts den Platz ihres rechten Fußes ein und dreht zu ihr nach links. Dadurch gewinnt der Vorwärts-Ocho an Dynamik, die Ausführung geschieht deswegen leicht progressiv in TR.
- Wenn er bei ihrem Vorwärts-Ocho nach links die Sacada zu ihrem rechten Fuß mit seinem linken Fuß ausführt, gewinnt das Ganze weiter an Dynamik, denn er tanzt letztlich auch einen Vorwärts-Ocho mit li. Die Figur sollte progressiv in TR getanzt werden.
Rechts außenseitlicher Ausgang
Die vierte Version unterscheidet sich durch den Ausgang in das gekreuzte System rechts, weil das verschiedene Ausgänge ermöglicht. Wir tanzen wie bei der Version 1. Aber statt am Ende mit links vorwärts oder, für sie, rechts rückwärts zu gehen, wird sie mit dem letzten Slow auf rechts vor ihm abgestellt. Sein nächstes Slow mit links geht dann rechts außenseitlich in das gekreuzte System. Anschließende Optionen:
- Danach einen Rückwärts-Ocho nach rechts mit Boleos.
- Oder statt einfachem Slow gehen beide quick quick slow in der TR (Achtung, er darf sie darf nicht überlaufen!)
- Oder danach vielleicht eine Pirouette, sie bleibt auf rechts, kreuzt links vor und wird wie die Prinzessin auf der Spieluhr gedreht. Die Drehung kann in einem Boleo nach links hinten enden.
- Giro nach links durch Weiterdrehen auf rechts, deutliches rück und abgesetzt seit, links vor in Kehre nach li.
An der Figur Salida americana mit zahlreichen Variationen kann man ein wesentliches Prinzip des Tango argentino gut erkennen. Beinahe mit jedem Schritt ist hier der weitere Verlauf iterativ abänderbar. Somit ergeben sich enorm viele Möglichkeiten der Variation. Das Paar handelt sie quasi in Echtzeit aus. Es ist somit auch für den Führenden zunächst nicht ganz klar, was der Follower aufgreift. Improvisation ist das Prinzip. Das Tanzen von langen Folgen, wie meist in der Tanzschule gelehrt, verfolgt eine konträre Strategie. Die ist für Anfänger viel einfacher zu erlernen. Nichts bleibt dort dem Zufall überlassen.
