Musk gegen Wikipedia

Heute wird es wirklich politisch. Es wirkt zunächst so, als ob der reichste Mann der Welt nur mal wieder eine versponnene Idee hätte. Warum agiert Musk gegen Wikipedia? Warum nennt er sie Wokepedia?

Aber damit ist die Richtung doch schon klar: Es geht ihm um den Kampf gegen eine mächtige, faktenbasierte Institution, die sich sogar mehr oder weniger selbst verwaltet. Trotz aller Schwachpunkte ist sie relativ demokratisch. Die steht offensichtlich seinem persönlichen Weltherrschaftsanspruch im Wege. Selbst bestimmen zu können, was wahr ist und was falsch. Denn darum geht es ihm. Gottgleich fühlt er sich anscheinend.

Stellt Euch mal vor, es gäbe die Wikipedia nicht. Dann wäre die sogenannte künstliche Intelligenz noch viel unzuverlässiger, als sie es jetzt schon ist. Seine Meinungen könnte uns Musk noch einfacher und perfekt formuliert in das Gehirn pusten. Paraphrasieren könnte nicht mehr von Fakten unterschieden werden.

Derzeit droht, dass die AI-Szene über den Weg der Musk-AI möglicherweise durch sein Gedankengut kontaminiert wird. Wenn ich das fertig denke, könnte das wegen des Konzeptes sich einander replizierender LLMs zu einem nicht mehr nachprüfbaren Informationsbrei führen. Achtung, die gegenwärtige AI-Euphorie wäre dann am Ende. Wenn sie es nicht schon ist!

Was bedeutet es, wenn er die Wikipedia Wokepedia nennt? Nun, der Begriff Anti-Wokeness ist bei den politisch Rechten und Ultrarechten in. Die AfD in Gestalt der toughen Frau Weidel benutzt ihn gerne. Auch Söder verwendet ihn beim Kampf gegen die Grünen. Trump und seine rechten Freunde sowieso.

Wokeness steht geschichtlich und prinzipiell für etwas Gutes, nämlich das Eintreten für die wie auch immer sozial Benachteiligten. Im Prinzip ist Anti-Wokeness somit einfach nur ein Skandal. Das ist unethisch, unempathisch und unsozial. Basta.

Eine Kampagne wie Anti-Wokeness oder die Zuschreibung von Cancel Culture dient nur dazu, den politischen Gegner mit „moralischer Panik“ zu diskreditieren. Man erzeugt bei unseren sensationslüsternen Medien einen Hype, füttert ihn mit gefakten Nachrichten, und schon findet der Begriff eine gewisse Zustimmung, er wird dadurch etabliert. Fakten hin oder her. Und er sorgt sogar dafür, dass sich die Verwender einen politischen Gegenentwurf sparen können. Dass die meisten Vorhaben der AfD unsozial sind, bleibt somit beispielsweise verborgen.

Früher nannte man diese Strategie Hexenjagd. Oder eine Haltet-den-Dieb-Strategie. Kanzler Scholz und Habeck haben das gerade erlebt. Mich fasziniert, dass die stark geblieben sind.

Als Steigerungsform hat sich Musk in der heutigen Welt am Sonntag äußern dürfen. Weidel sei doch harmlos, wo sie eine „Freundin“ aus Sri Lanka habe. Das seien somit doch gewiss keine Nazis, die AfD. Nur die AfD könne Deutschland retten. Wovor eigentlich?

Musk gegen Wikipedia, das ist nur eine logische Facette seiner verbogenen Ich-bezogenen Ideologie. Leute, stellt Euch mal vor, der würde der nächste Präsident der USA. Die Idee hat, wenn man Trump sieht, durchaus etwas Realistisches. Dann wären alle Dystopien um einen fiktiven Weltherrscher plötzlich Realität. Und die Bösen von James Bond OO7 nur noch Stümper.

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