Vintage Style!
Es war nach dem Abschluss des Hausbaues etwa 1995. Aus der Sicht eines nicht gerade reichen jungen Familienvater floss vergleichsweise viel Geld, viel mehr als man bei dem Einsatz von Vernunft ausgeben würde. Und dann kamen diese Steuerrückflüsse, diese Disagio-Problematik und so weiter! Als ob man Geld hätte, so sah das aus! Jedenfalls war das der richtige Zeitpunkt, eine weitere nicht vernünftige Entscheidung zu treffen: Sich einen lange gehegten Wunsch erfüllen!
In diesem Falle war das: Ein richtiges teures Master-Keyboard kaufen, natürlich mit Hammermechanik, das „Studiologic 2001“ von Fatar und einen brandneuen MIDI-Soundgenerator, den TG 300 von Yamaha. In der Summe kostete das mehr als 3000 Deutsche Mark. Nicht schlecht für einen reinen Hobby-Musiker und Technik-Fan!
Nun bin ich ja im Ruhestand angekommen. Das ist genau die richtige Zeit, mich nach einem Vierteljahrhundert endlich mit dem nun schon nostalgischen Equipment zu beschäftigen. Das TG 300 ist nun schon ein „Vintage Synth“. So vergeht die Zeit. Aber mein Thürmer-Klavier stammt ja sogar von 1929. Ich selbst bin wohl auch schon ein bisschen im Vintage Mode. Aber das macht ja überhaupt nichts.
Und da ist es, sehen sie auf das Beitragsbild: Das kleine Heimstudio! Das schwere Master-Keyboard auf meinen alten selbstgebauten Boxen platziert. Bei dem Gewicht von über 20 Kg macht der massive Unterbau Sinn. Die Boxen sind riesig groß, haben aber dadurch einen satten Bass. Links dahinter die alte Stereoanlage, nun benutzt als reiner Amp. Lustig ist, dass schon bei kleiner Bass-Lautstärke sofort der Kühlventilator anläuft. Rechts neben dem Amp sehen wir das TG 300-Modul, 16-fach bzw. 32-fach polyphon, im General Midi-Modus, mit seinem kleinen Bildschirm und dem coolen Bedienrad. Rechts auf dem Keyboard findet mein T550-Laptop Platz, das über ein besonderes MIDI-to-USB-Kabel mit der MIDI-Trough-Buchse des TG 300 verbunden ist.
Der Bildschirm des Laptops zeigt das beeindruckende Musikzimmer im Königsschloss von Amboise/Loire/France. Das Gebäude selbst stammt aus dem 15. Jahrhundert. Man beachte den großen Flügel und die Harfe, sicher aus viel späterer Zeit! Also hier ist alles voll stylisch. Und erst die Farbe der Tapete! Mein Musikzimmer ist dennoch eine Reminiszenz an alte Zeiten!
Und auf dem Laptop läuft die Musik-Software „Cakewalk by BandLab(r)“. Die ist so etwas von multifunktional, das man als Laie davon förmlich erschlagen wird. Früher war diese Software unglaublich teuer, aber nach dem Verkauf an BandLab wird sie nach Registrierung bei der Firma aus Singapur kostenlos zur Verfügung gestellt. Und dies zusammen mit viel Zusatzsoftware für die Bearbeitung von Realtime-Audiofiles und -Loops, zwei Software-Synthesizern und mehr, ich blicke noch nicht voll durch. Was wohl der Grund für dieses Geschäft war? Ich vermute, die Cakewalk-Foren mit mehr als 5 Millionen Mitgliedern weltweit. Es geht um das Musik-Business.
Aber das ist mir erstmal egal. Immerhin, ich habe es geschafft, die Software zu überreden, mir ein Metronom sowie eine komfortablen Recorder mit Notenansicht zur Verfügung zu stellen und das Gespielte auch aufzunehmen. Das ist doch schon mal etwas! Viel weiter war ich früher mit dem Atari ST auch nicht. Aber nun, mit der professionellen Software und einem leistungsfähigen Laptop sollte das funktionieren. Ich bin gespannt!
Zunächst werde ich ordentlich üben müssen, nach einem Metronom zu improvisieren. Das klingt einfach, ist es aber nicht. Ich werde mich auf einen durchlaufenden Rhythmus konzentrieren, als ob man in einer Band spielen würde. Meine Intention ist die Visualisierung der gespielten Improvisation. Auch wollte ich kurze Themen immer mal in Noten umsetzen. Also ich habe jetzt nicht sehr hohe Ziele, aber etwas schrauben an der Klavierimprovisation wäre OK. Vielleicht spielt ja meine linke Hand bald noch besser mit.
Die Software-Synthies habe ich schon zum Funktionieren bewegen können. Schön ist, dass kurze Beispielsequenzen abgespielt werden können. Die historischen Geräte wie Rhodes, Wurlitzer, Kurzweil u. a. werden teilweise nicht nur parametrisch (Attack time, Delay, Chorus u. v. a) nachgebildet, sondern teilweise sogar mit multiplen WAV-Files, für jeden Ton eines, abgespielt. Das ist schon etwas verrückt! Für so etwas musste man sonst richtig Geld ausgeben.
Heute habe ich den Vormittag mit dem Ausprobieren der Features von Cakewalk zugebracht. Irgendwann kommen hier auch mal selbstproduzierte Sounds.
Probieren und Üben steht nun an!