Das Sprung- und Flugwunder!
Da haben wir doch bei unserer Wanderung vom Spitzenstein nach Maria Ruh gegenüber der Loreley mitten auf einer Asphaltstraße die Schrecke mit dem wissenschaftlichen Namen Oedipoda caerulescens gesehen und ihre wunderbar blauen Flügel im Flug bestaunen dürfen. Allerdings war sie so verflixt schnell, dass es fast unmöglich war, sie auf einem Handyfilmchen festzuhalten. Da stellt sich die Frage, ob es exakte Messungen dazu gibt.
Ich habe einen wissenschaftlichen Artikel in der Fachzeitschrift Functional ecology https://doi.org/10.1111/j.1365-2435.2010.01767.x zu Melanoplus femurrubrum, also der rotbeinigen Feldheuschrecke gefunden, der detaillierte und exakte Zahlen nennt. Diese Schrecke ist etwa genauso groß wie unsere Flügelschrecke, die allerdings nach dem Absprung zusätzlich noch einen bis zu drei Meter weiten Flug hinlegt. Melanoplus femurrubrum springt zwischen 0,77 und 1,2 m weit, je nachdem ob diese Heuschrecke mit der Anwesenheit einer Spinne gestresst wird.
Dabei erreicht sie direkt nach dem Abheben 3,24 m/sec! Die Zeit vom Beginn der Bewegung bis zum Abheben beträgt dabei 10 msec. Hier die Grafik dazu:
Daraus errechnet sich aus b = v/t eine Beschleunigung von 324 m/sec^2. Das entspricht 33 g Beschleunigung, also das 33-fache der Erdbeschleunigung. Ich finde das kaum zu glauben! Besteht ein Rechenfehler? Jedenfalls wird mir nun klar, warum die kleinen Biester beim Abheben selbst im Viedo kaum zu sehen sind. Da müsste man eine Hochgeschwindigkeitskamera wie im obigen Artikel haben. Mit dem Auge kann man sie wegen der kräftigblauen Flügel ganz gut sehen. Leider nur viel zu kurz.
Wenn mein Peugeot-Diesel in 10 sec 100 Km/h erreichen würde, wären das nur 0,283 g Beschleunigung. Astronauten auf dem Weg zum Mond waren in der Startphase 3 – 4 g ausgesetzt. Bei der Landung einer Sojus-Kapsel müssen sie bis zu 10 g aushalten. Da war es doch mit dem Space-Shuttle mit maximal 1,6 g beim Wiedereintritt regelrecht bequem.
Was haben wir gelernt? Die Natur bringt selbst bei einer Heuschrecke tolle optische Effekte hin. Aber noch mehr beeindruckend sind die biomechanischen Features eines solch kleinen Geschöpfes mit einem Gewicht von 1-2 Gramm. Und dann 33 g Beschleunigung! Unfassbar!
Wenn ich mich da nicht mal verrechnet habe.