Idyllische Wanderung in zersiedelter Umgebung! Paradox!
Nachdem wir bereits nahe Aprath bei Wuppertal und Wülfrath mit dem Schlupkothen und dem Highlight Zeittunnel zwei Wanderungen mit Bezug zum Neandersteig gegangen sind, habe ich dann doch mal den entsprechenden Rother Wanderführer erworben. Wie zu erwarten finden wir hier nur Streckenwanderungen, meist um die 15 km lang. Das ist zur Coronazeit und im Spätherbst ungünstig. Freiwillig die Öffis für die An- und Abreise zu wählen, das finden wir derzeit nicht so gut. Lieber doch die kurzen Strecken per PKW fahren!
Also nutze ich die Rother-Touren als Vorlage und wandele per Wander-App (mit GPX-Export) schöne Abschnitte zu Rundwanderungen um. Hierbei lernen wir die geografischen Karten besser kennen. Dabei stellen wir fest, wie dicht bewohnt, industrialisiert und mit Steinbrüchen, Mülldeponien, Golfplätzen und Reiterhöfen versehen die Gegend hier doch ist. Und dann auch noch zahlreiche wichtige Verkehrswege! Wir sind erstaunt, im fraglichen Areal Neanderland überhaupt idyllische Abschnitte zu finden. Es gibt sie dort aber wirklich. Es lohnt sich, sie anzuschauen!
Selbst die unglaublich laute Autobahn A3 dominiert dabei nur kurz. Die Bahnstrecke nach Düsseldorf ist von Bäumen umgeben, die Züge rauschen nur mal kurz vorbei, der Autoverkehr hält sich sonst in Grenzen. In der Ferne ragt die Mülldeponie Hubbelrath hoch auf. Die Kalkstein-Gruben sieht man ja nicht, höchstens die Abraumberge.
Die Vegetation an den zahlreichen Gewässern der Region ist einfach unglaublich. Gleiches gilt für die Tierwelt: Die Reiher lassen sich nicht beirren, Kormorane fliegen und tauchen. In den Tälern gibt es Abschnitte wie im Auenland, in nach Norden gelegenen Abschnitten findet man selbst mittags noch Tau auf dem Gras. Hinter der nächsten Kurve könnten die Hobbits wohnen! Wirklich schön! Zum Glück gibt es Bänke für die notwendigen Pausen, einige davon sogar in der Sonne! Kaffee und Brote im Neander-Wunderland. Wegen des Lockdowns sind die Gaststätten leider alle geschlossen.
Christa bewundert den seltenen Busch „Pfaffenhütchen“ mit roten entsprechend geformten Früchten. Die hohen Buchen haben meist noch Herbstlaub mit tollen Farben. Auf dem Boden liegt oft viel Laub, sodass Gefahr besteht, die dicken Wurzeln zu übersehen. Es gibt Abschnitte mit Weidenbäumen am Bach. Auf der Weide grasen Galloway-Rinder.
Über uns der total blaue Himmel, es ist etwa 10 Grad warm und in der Sonne angenehm. Bei den zahlreichen Gewässern imponiert die häufig völlig glatte und spiegelnde Oberfläche. Das weckt den Fotografen in uns, es resultieren tolle Bilder. Der Reiher bei Gut Papendelle lässt sich nicht nervös machen und gibt sich total fotogen! Im Park Morp kann man das Spiegelbild eines herrschaftlichen Hauses im See bewundern!
Die Wanderung berührt drei der alten Bachtäler. Sie stammen etwa aus dem frühen Quartär, sind somit fast zwei Millionen Jahre alt. Die heutigen Hügellandschaften sind eher eiszeitlich geprägt. Man spricht auch von den Mettmanner Lößterrassen. Es gibt hier kaum schroffe Felsen, das war die Besonderheit des naheliegenden Neandertales, bis es dem Kalksteinabbau zum Opfer fiel. Ausgehend vom Stinderbachtal gelangen wir zunächst zum Hubbelrather Bachtal und schließlich bei Gut Papendelle zum Tal des Rotthäuser Baches. Alles sind alte Kulturlandschaften mit Gehöften, die teils bis ins Mittelalter zurückzuverfolgen sind.
Die genaue Wegdarstellung ist hiermit in einer geeigneten Wander-App leicht möglich. An der Stindermühle befindet sich ein Wanderparkplatz, den wir als Ausgangspunkt wählen. Leider war die Gaststätte geschlossen.