Fremde Welten!
Es ist Weihnachten. Und ich habe viel Zeit, etwas auszuprobieren. Mein Ziel ist es ja, generell etwas von Windows wegzukommen. Mal sehen, ob ich das hinkriege. Auf der neuen SATA III-M2-SSD war bei meinem Lenovo T550 die Installation von Linux Mint 20 Cinnamon schnell erledigt. Bootverhalten und Performance sind besser als unter Windows 10. Gut gemacht, die Freaks!
Nun will ich ja Audio-Software installieren. Dazu versuche ich mich empfehlungsgemäß an Jack bzw. QJactl. Da ich die zugrunde liegenden Prinzipien nicht wirklich kenne, ist anfangs dafür etwas Trial-and-Error nötig. Warum alsa hier und jack da? Was bedeuten die Optionen dazu? Schließlich spuckt das Meldungsfenster keine Fehlermeldungen mehr aus. Schnell die Verbindungen per drag-and-drop erstellt, bitteschön, jack für Audio und alsa für MIDI! Leider sind die Verbindungen nicht persistent nach Beendigen der Applikationen – puuhhh!
Nun über die Anwendungsverwaltung zügig den GM-QSynth installiert. Nachdem ich eine 150 MB große Soundfontdatei eingestellt habe, ist offensichtlich alles prima. Die Einstellbarkeit von Effekten wirkt dennoch vergleichsweise eingeschränkt, das reicht für meine Zwecke aber aus. Dann versuche ich mich an der klanglichen Auslotung. Ich verwende beispielsweise den Klang Yamaha Grand Piano, danach Bandoneon und andere. Das klingt für meine Ohren super. Am QSynth sind wie erwähnt kaum Schraubknöpfe dran! Aber immerhin GM, multitimbral und unbeschränkt (!) polyphon. Beliebige Soundfonts können eingestellt werden. Schon klasse der zugrunde liegende FluidSynth. Prima!
Anschließend versuche ich mich an der umfangreichen DAW-Software Ardour. Die Installation scheitert zunächst an dem noch laufenden QJackctl. Im Laufe der Installation wird nicht auf die Inkompatibilität hingewiesen. Schade! Der Grund ist, dass Ardour ein eigenes Steckbrett für das Routing von Sounds und MIDI hat. Nach einiger Klickarbeit bin ich bald so weit wie in Cakewalk oder Ableton Live 10 Lite unter Windows. Ich kann hier zwei Instrumente einfügen, deren Ausgänge zu einem Master geleitet werden. Dieser stellt den gemeinsamen Audio-Ausgang zur Verfügung. Effekte hätte ich wohl auch noch erstellen können. Bis dahin ist es also gelungen.
Leider gelingt es mir nicht, OneManBand V. 11 in der Demoversion für Linux einzurichten. Da ist kein Installer dabei im .deb-Format, wie es sich eigentlich gehört. Über Anpassungen der .desktop-Datei ist das Problem nicht zu lösen. Es erscheint nicht einmal eine Fehlermeldung. Im Netz finde ich keine brauchbaren Hinweise. Ich glaube, ich weiß, wen ich da fragen werde.
Zur Ehrenrettung von Linux im Hinblick auf Routing mit jack/alsa muss man festhalten, dass auch Windows mit WASAPI bzw. ASIO4ALL und MME nicht gerade gut aufgestellt ist. Bisher meldet Cakewalk ständig Dropouts der Audio Engine, trotz WASAPI exklusive. Und MME ist nicht echtzeitfähig. Also schön auf dem Teppich bleiben. Dropouts waren unter Linux nicht zu hören.