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AstraZeneca-Lotterie

Heute ist wieder so ein Corona-Highlight! Da hat sich unser MAGS Laumann wirklich etwas einfallen lassen. Es geht ja bekanntermaßen in Deutschland peinlich langsam voran mit den Corona-Impfungen. Und dann zickt der AstraZeneca-Impfstoff auch noch. Anfangs war er nur für Jüngere, nun ist er nur noch für Ältere vorgesehen. Und als krönendes Event gibt es heute eine AstraZeneca-Lotterie mit dem ungeliebten Impfstoff, aber nur für die Gruppen 2 und 3, als ab 60 Jahre. 450.000 Impfdosen auf die mehr als 10-fache Anzahl von Berechtigten!

Wir hatten uns bereits mehrere Tage gedanklich auf diese Impfung eingestellt, hatten die aktuellsten Mitteilungen in verschiedenen Ländern studiert, die Papiere des britischen Institutes für Arzneimittelsicherheit gelesen. Die Publikation der Gruppe um Greinacher aus Greifswald ist ja sogar als Preprint lesbar. Leider enthält sie keinerlei weitere klinische Angaben zu den Patienten, auch nicht zu den Laborwerten über wenige spezialisierte Gerinnungswerte hinaus. In Greifswald wird offensichtlich ein Einsendelabor für Untersuchungen im Umfeld HIT betrieben.

Die Arbeitsgruppe dort ist auf die HIT spezialisiert. Sie beschreibt aktuell einige Fälle mit Sinusvenenthrombosen, die im Prinzip einer HIT II entsprechen, also mit Antikörpern gegen Heparin/PF4 und Thrombopenie. Leider hat etwa die Hälfte der Fälle mit Sinusvenenthrombosen keine Thrombopenie. Somit ist die Verknüpfung SVT/AstraZeneca wohl komplexer als gedacht.

Auch in Großbritannien hat man nun ca. 30 Fälle von Thromboseereignissen im Zusammenhang mit AstraZeneca registriert und öffentlich gemacht. Aber bei mehr als 18 Millionen Impfungen! In Deutschland sollen es derzeit auch ca. 32 Ereignisse sein, allerdings bei wohl 1/10 der Impfungen. Das will erst einmal erklärt werden.

Dennoch hatten wir uns für diese Impfung entschieden, es wenigstens einmal zu versuchen. Denn selbst wenn ein Risiko in Höhe 1:90.000 für die SVT bestehen sollte, läge das immer noch um den Faktor 1000 unter der gegenwärtigen Mortalität für COVID-19. Diese fand einschränkend allerdings vorwiegend in der Gruppe der über 80-Jährigen statt.


Bereits vorgestern hatten wir uns auf 116117.de registriert. Um etwa 7:56 war heute tatsächlich der Login möglich. Nach etwa 25 Minuten hat mich die Website allerdings wieder herausgeworfen. Die Option Gemeinschaftstermin wurde zuvor nicht angeboten. Ab diesem Zeitpunkt kommen nur noch Fehlermeldungen. Telefonisch sind 0800 116117 01 und 116117 01 nicht erreichbar bzw. dauerbesetzt. Erst nach 3 Stunden kann ich mich wieder mal einloggen, um gleich wieder eine „Geduld-Seite“ angezeigt zu bekommen.

Dem MAGS habe ich schon eine böse Mail geschickt. Impfung als Lotteriespiel ist entwürdigend! AstraZeneca-Lotterie! Politik zum Abgewöhnen. Sind denn nur Stümper am Werk? Die KVNO als Organisator für so ein öffentliches Projekt? Niemals!

Nach insgesamt etwa 9 Stunden gelingt es schließlich per Handy und LTE-Verbindung, die Prozedur mit zwei Einzelterminen erfolgreich abzuschließen. Ein Download der Unterlagen ist allerdings auch Stunden später noch nicht möglich. 24 Stunden später geht es. Na gut.


12 Stunden vor Ende der AstraZeneca-Lotterie sind am 5.4. wohl noch 60.000 Impftermine frei. Das soll der Mensch einmal verstehen. Die Kampagne um diesen Impfstoff ist wirklich sehr merkwürdig. Cui bono – so würde der Römer sagen. Vor dem Impfzentrum in Wuppertal steht heute am 5.4. eine lange Autoschlange! Geht doch!

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. alrsl

    Naja, die Geschichte mit den Thromboseereignissen nach AstraZeneca weitet sich aus. Nun ist auch der Janssen-Vektorimpfstoff davon betroffen. Sputnik V müsste demnächst dran sein, da er den gleichen Vektor verwendet wie AstraZeneca. Doch dazu gibt es bisher keine publizierten Berichte. Das sagt allerdings nicht viel, bei AstraZeneca hat es ja auch mehr als 20 Millionen Impfungen und mehrere Länder benötigt, um den Effekt dingfest zu machen. Janssen war dadurch gewarnt und vorsichtiger. Der Pathomechanismus wird nun immer mehr verständlich. In der Endstrecke ähnelt die schwere Nebenwirkung der bekannten HIT-II. Das ist ja die heparinassoziierte Thrombozytopenie mit Antikörpern gegen den Plättchenfaktor IV-Heparin-Komplex. Auf dem Weg dahin steht nun freie DNA im Impfstoff in Verdacht, eine wesentliche Rolle zu spielen. Das hat die Gruppe um Greinacher bereits in der Erstpublikation im NEJM geäußert. Möglicherweise ist die Impfstoffdosis einfach zu hoch gewählt, sodass bei manchen PatientInnen die Immunantwort auf die freie DNA in den Vordergrund rückt. Vielleicht erklärt das die irritierend guten Ergebnisse bei der unbeabsichtigt zu niedrigen initialen Dosis im Rahmen der AstraZeneca-Zulassungsstudie. Zur Erinnerung: AstraZeneca 50 Mia Viren, Janssen 100 Mia Viren, Sputnik V 150 Mia Viren pro Impfdosis. Es bleibt also spannend. Die mRNA-Impfstoffe scheint dieses Risiko nicht zu haben. Curevac ist noch in der Zulassung, bis dann erst mal Millionen von Dosen verabreicht sind…. Ob wir bei unserem Zweit-Impftermin in 10 Wochen erneut AstraZeneca erhalten werden?

  2. alrsl

    Am 7.4.21 war es soweit: Unsere Impftermine in Wuppertal bzw. Remscheid. Das schlimme Winterwetter erzeugte noch eine Steigerung der Anspannung. Aber letztlich kam es nicht so dramatisch wie erwartet. Das Impfzentrum in Wuppertal war allerdings etwas überfordert schon wegen der eingeschränkten Parkmöglichkeiten. Im Remscheider Impfzentrum war dagegen alles easy, Parkplätze ohne Ende. Ich kam sofort dran. Jetzt hoffen wir nur noch, dass alles gut geht, SVT und so.

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