Klimakrise oder nur schlechtes Wetter?
Seit drei Tagen (ab 13.7.21) ging das – Regen, Regen, Regen. Vorgestern am Mittwoch war es auch noch dunkel, und es regnete fast dauerhaft. Über die Medienkanäle kamen bereits Katastrophenwarnungen. Am Anfang habe ich das nicht so geglaubt, aber Christa hat ja die Nina-Bundes-App installiert. Die schickte ihr dauernd Warnhinweise. Also habe ich von Wuppertal aus mein Heim aufgesucht und bin um 14 Uhr beim Friseur gewesen. Anschließend war ich noch zum Einkaufen. Der Supermarkt war erschreckend leer!
Erst danach kam in Lennep der richtig große Regen herunter. Seile, nicht Bindfäden hingen aus den Wolken. Zunächst habe ich versucht, den Wasserfluss von der Terrasse etwas vom Haus weg zu richten und dazu einen „Kanal“ am tiefsten Ende in Richtung Kissenzypresse zu graben. Dabei wurde ich richtig nass, es bestand keine Chance für längeres Arbeiten. Nur eine provisorische Abdichtung zum Haus hin habe ich noch hingekriegt. Trotzdem blieb da ein dauerhafter, nicht sehr großen Abfluss in den Kellerfensterschacht.
Das Haus südlich meines Grundstückes wurde vor 4 Jahren erbaut. Dafür wurde das Grundstück großflächig aufgefüllt und geebnet, sodass es ein Level von 2 Metern über meinem Grundstück hat. Das entspricht der maximal zulässigen Aufschüttung. Bodendecker und viel Unkraut bedecken nun den 45° Grad schrägen Hang zu meinem Grundstück. An der Oberkante wurde eine Kirschlorbeerhecke gepflanzt. Ich hoffe, dass aus der Aufschüttung keine Mure wird, den dagegen wäre ich völlig machtlos.
Ich habe die Wettersituation noch einige Stunden beobachtet. Die Wetter-App zeigte eine rotierende Starkregenzone, mit derzeitiger Richtung nach Südwesten, Richtung Rheinland und Eifel. Um 20 Uhr 15 solle der Regen vorbei sein. Und so war es auch. Bei vergleichsweise geringem Regen bin ich wieder nach Wuppertal gefahren. In Höhe des Abganges zur Nützenbergstraße trat Wasser als niedrige Fontäne aus Kanaldeckeln. Ich bin vorsichtig dazwischen durchgefahren.
In Wuppertal hatte sich bereits ein See im Garten gebildet, der erstmals die Tür zum Haus erreichte und bereits 2,5 cm Höhe bis zur Schwelle genommen hat. Es fehlten zu Glück noch 15 cm. Der Regen war aber vorbei. Am Morgen danach war der See wieder fast weg.
Also, wir fühlten uns schon durch den Regen bedroht, aber nicht wirklich gefährdet. Etwas Sorge um die Häuser hatten wir, aber das war es auch.
Schon ab Mittag des 14.7.2021 berichtete das TV über katastrophenartige Überflutungen mit Beginn in Hagen und Altena. Dazu wurden bereits schlimme Bilder gezeigt. In der Nacht und am Folgetag kamen weitere noch schlimmere Katastrophen im Erftkreis und im Ahrtal hinzu. Auch in Stadtteilen von Köln und Düsseldorf war Land unter. Solingen/Unterburg war weitgehend überflutet, im weiteren Verlauf der Wupper ebenfalls. In Leichlingen ging nichts mehr. Das Klinikum Leverkusen musste evakuiert werden. Auch in RLP gibt es schwere Verwüstungen. Schlimme Videos zirkulieren im Netz.
Die Autobahn A1 ist immer noch zwischen Burscheid und Kreuz Leverkusen gesperrt, A46 kaum passierbar in Richtung Düsseldorf und zurück. Die A3 zwischen Hilden und Leverkusen völlig überlastet. Aber schlimmer noch ist es im Bereich der A61 bei Erftstadt. Bahnfahren ist derzeit in unserem Bereich nicht möglich.
Die schlimmsten Zerstörungen finden sich bei Erftstadt und im Ahrtal in der Höhe von Schuld. Diverse Talsperren, die es ja in NRW reichlich gibt, drohen überzulaufen und müssen weitgehend kontrolliert abgelassen werden. Deswegen kam es zu Evakuierungen unterhalb.
Bisher beläuft sich die Zahl der Toten auf mehr als 100, aber mehr als 1000 Menschen gelten als vermisst, wobei genaue Zahlen fehlen. Zahlreiche Häuser sind zerstört. Ein bemerkenswertes Problem ist der Ausfall des Handynetzes in den Katastrophengebieten. Hat das keine Notstromversorgung? Somit gibt es schwere Kommunikationsprobleme auch der Helfer, d. h. Feuerwehren, THW, Bundeswehr und Freiwillige, aber insbesondere der Betroffenen. Wo leben wir eigentlich?
Wir merken, dass es bei uns hier in RS oder W nicht so schlimm ist, hier funktioniert alles normal. Am 16.7. fahren schließlich sogar wieder die Busse.
Laschet scheint bei dem Umgang mit der Katastrophe und den betroffenen Menschen Probleme zu haben. Vor Ort in Hagen fällt es ihm schwer, die passenden Worte zu finden. Auch in der Aktuellen Stunde des WDR am 16.7. gegen 19 Uhr hat er sich offensichtlich gegenüber der kritisch fragenden Moderatorin verbal vergriffen. Das führte zu einem intensiven Twitter-Tweet mit dem Hashtag #JungeFrau.
Denn Laschet sieht kaum Zusammenhänge zwischen Klimakrise und Wetter. Er scheint das Framing gut zu beherrschen. Das neue Klimagesetz in NRW zeigt diese Problematik überdeutlich, denn die ganzen Klimagesetze der EU werden relativiert und abgemildert. Selbst Herr Seehofer spricht in Relation zu Laschet Klartext.
Laschet gibt sich visuell in der Rolle des rheinischen Kumpels, eines Politikers, der schon alles hinkriegen wird. Aber die letzten Tage zeigen, dass wir von ihm bei der Bundestagswahl nichts Positives erwarten können. Und dann die dauernden Meinungsänderungen…
Beinahe wäre es der CDU gelungen, die Klimakrise bei den Grünen zu entsorgen, die Problematik ins Lächerliche zu ziehen und deren Spitzenkandidatin mit medialen Tricks zu demontieren. Aber nun sollte die Bundestagswahl eine neue Richtung zu nehmen. Die Klimakrise selbst hat sich zu Wort gemeldet! Weiter so, noch dazu völlig ohne das Merkel’sche Format, das kann nicht funktionieren.