Zurück zur Normalität?
Es ist Samstag, und bald ist 20 Uhr. Schon seit drei Tagen sind wir coronakonform mit 3G für die Tanzparty mit der coronakonformen Bezeichnung Tanzstunde angemeldet. Nur 20 Glückliche dürfen nämlich kommen. Und wir sind dabei! Denn uns ist bekannt, dass hier die Regeln beachtet werden. Das ist uns wegen der möglichen Durchbruchsinfektionen immer noch wichtig. Die dritte Impfung können wir erst Ende Dezember erhalten.
Ich werde heute zur Party gefahren und darf mich später an einem Schampus erfreuen. Den trinke ich brav Schluck für Schluck, um nicht beim Tanzen die Contenance zu verlieren. Da ist schließlich Konzentration gefragt. Und die Erinnerung an langjährig studierte Folgen wie auch an frische Übungsschritte. Wir haben offensichtlich wieder den Kampf gegen das große Vergessen aufgenommen.
Schon seit Jahren schreibe ich vorsichtshalber Figurenfolgen mit Hinweisen zur Durchführung aus meiner Sicht auf. Diese Folgen müssen auch eingehalten werden, denn beim Standard- und Lateintanz wird ja nichts dem Zufall überlassen, da wird nicht improvisiert. Deswegen sind feste PartnerInnen erforderlich. Das ist der Hauptunterschied zu Tango argentino, Salsa oder Discofox.
Schon läuft der erste Cha-Cha-Cha, dann ein langsamer Walzer. Die Samba lassen wir noch aus, wie auch den Jive. Wir sind ja keine 19 mehr. Aber die schöne Rumba, die finden wir super. Wir kriegen sogar unsere traditionsreiche Folge hin. Die haben wir mehrfach bei Wettbewerben getanzt, und schon mal eine Eins dafür gekriegt. Das ist aber schon eine Weile her.
Zum gespielten Turniertango performen anschließend wir einen Tango argentino. Wir haben zum Glück auch raumgreifende Schrittfolgen im Repertoire, um damit im Getümmel ausweichen zu können. Nun läuft Slowfox. Hier können wir die Übungsergebnisse einsetzen, obwohl es noch besser laufen könnte. Hover cross to weave und Welle stehen noch immer auf der To-do-Liste.
Quickstep läuft zumindest in den Basics schon ordentlich. Da wir gewohnt sind, raumgreifend zu tanzen, wird es auf der Fläche schnell zu eng für uns. Aber V6 kam aus der Erinnerung wieder, und Four quick run und Fishtail sollten es bald auch wieder tun.
Wiener Walzer geht tatsächlich, ich meine den im Turnierstil. Die Wechsel funktionieren einigermaßen. Zum Glück hat unser DJ den Speed sicher um 10 % heruntergedreht. Ich verliere leider trotzdem etwas die Orientierung, denn Drehschwindel droht. Die Technik zu dessen Vermeidung funktioniert bei der Lightshow noch nicht richtig. Nun legt der DJ Discofox auf, auch nicht zu schnell. Es fehlt uns zwar etwas die Übung, aber die verschiedenen Figuren fügen sich fast flüssig aneinander.
Schnell noch einige Blicke auf die anderen Paare. Auch die tun sich meist schwer mit schwierigen Folgen. Ein jüngeres Paar fällt auf, da eine megalange Sambafolge in ihrem Repertoire ist. Schließlich ist allgemeine Ermattung angesagt. Jetzt läuft die Musik auch schon mal ohne Tanzpaare auf der Fläche. Mit dem großen Getümmel vom Uni-Ball oder dem Abschlussball in der Stadthalle Wuppertal hat das heute Abend noch nichts zu tun.
Es war dennoch ein angenehmer Abend, in dessen Mitte ich sogar den Pullover ausziehen konnte. Eine Tanzparty mit dem Titel Tanzstunde. Wir haben in den Tagen danach erstmals Standard-/Lateintanz wieder im Wohnzimmer trainiert. Das war auch ganz nett.