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Max Beckmann Selbstbildnis mit Glaskugel Public domain, via Wikimedia Commons

Mobbing unter Ärzten

Erniedrigung als Führungsprinzip

Dieses Thema habe ich hinter mir, dachte ich immer. Ich habe in früheren Posts mehrmals über Mobbing geschrieben. Aber neulich im Tanzkurs, da war die Erinnerung wieder da. Eine Kollegin aus alter Zeit sprach mich freundlich an, denn ich war damals formell ihr Vorgesetzter. Mobbing unter Ärzten, mit ihren mir bekannten schlimmen Erfahrungen. Sie sprach zwar nur gut von mir, wir haben auch viel und freundlich miteinander geredet. Ihre Kritik bezog sich auf den damaligen Chef.

Nihil nisi bene, nur gutes über die Verstorbenen. So könnte es sein. Wenn man nicht selbst Opfer dieses unwürdigen Führungsverhaltens gewesen wäre. Dass nämlich immer einer der KollegInnen den Sündenbock geben musste. Immer der harschen und erniedrigenden Kritik ausgesetzt, ob im Kollegium, vor Pflegepersonal oder gar vor Patienten. Krasses Fehlverhalten ohne Zweifel. Ich habe das bei mehreren Chefärzten kennengelernt. Mein Arbeitgeber hatte dafür Complianceregeln für Führungskräfte.

Ich erinnerte mich daran, dass einige KollegInnen durch Mobbing in die Flucht getrieben wurden. Ungern erinnerte ich mich daran, dass womöglich welche dadurch sogar suizidal waren. Jedenfalls haben einige von Ihnen schweren Schaden an ihrer seelischen Gesundheit genommen. Schlimm!

Für mich stellte sich an diesem eigentlich schönen Tanzabend die Frage, ob ich die jungen KollegInnen wirklich ausreichend beschützt habe. Gut, ich habe mich um Ausgleich bemüht, wie immer. Ich bin sogar Mitglied im Betriebsrat gewesen, über drei Perioden. Ich habe mich gegen die gezielte Demontage junger KollegInnen gewandt. Das sah beispielsweise so aus, dass ich die vom Chef mit rot korrigierten Arztbriefe mit Akten nicht mehr in die Frühbesprechung samt Demontage mitgebracht habe.

Horror Dei als Führungsprinzip, geht’s noch? Das hatten wir doch Jahrhunderte lang. Warum machen Führungspersonen so etwas? Habe sie noch alle Tassen im Schrank? Konstruktive Kritik ist etwas komplett anderes als öffentliche und unsachliche Erniedrigung. Nochmal, warum machen Chefs das mit ihren Untergebenen, den ihnen Anvertrauten, ja viel jüngeren KollegInnen, die ihre Kinder sein könnten?

Als ich selbst Zielperson des Mobbings durch einen Vorgesetzten wurde, hat der Betriebsrat weggeschaut. Der Anwalt des Marburger Bundes Köln sagte zu mir: „Da kann man nichts machen, am besten wechseln Sie die Stelle.“ Der Personalchef meines Arbeitgebers definierte allerdings das Mobbing des Chefarztes kurz und knapp als Führungsschwäche. Nach ein paar Monaten war dieser Chef weg.

Dennoch, habe ich damals die jungen KollegInnen beschützt, soweit mir dazu Mittel zur Verfügung standen? Ich bin gedanklich die Liste der zahlreichen KollegInnen durchgegangen. Bei einigen musste ich mir schon sagen, dass ich womöglich mehr für sie hätte tun können. Eine bittere Erkenntnis.


Ich denke, dass die heutige gesellschaftliche Situation Ähnlichkeiten dazu hat. Menschen, die zwar gut leben, aber sich irgendwie bedroht fühlen, sehen es als gerechtfertigt an, sich gegen Schwächere zu wenden. Seien es Ausländer, Flüchtlinge, Arme, Ethnien oder ihre Nachbarn. Mobbing gab und gibt es nicht nur unter Ärzten. Es heißt dann nur anders. Der gegenwärtige Rechtsruck in der Gesellschaft beinhaltet das Prinzip Ausgrenzung und Unterdrückung, potenziell die Vernichtung.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Gerhard

    Gibt es eigentlich noch Schullehrer, die den i-Männchen mit roter Tinte in die Schulhefte schmieren und meinen, das sei hilfreich beim Lernen? Ach so, es gibt in den ersten Jahren gar keine Noten mehr, sehr zum Leidwesen sogenannter konservativer Stammtischschwadroneure. Ich fürchte, der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.

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