Es ist der 26.7.2024, wir sind im Saarland unterwegs. Immerhin habe ich von 1979 bis 1985 in Saarbrücken gewohnt und in Völklingen gearbeitet. Heute steht ein allererster Besuch in der alten Völklinger Hütte auf dem Programm. In der ehemaligen Gebläsehalle finden regelmäßig bedeutende Wechselausstellungen statt. Aktuell heißt sie „Der deutsche Film“. Unser Auto stellen wir auf dem riesigen Parkplatz auf dem Hüttengelände ab. Wir gehen um den mächtigen Wasserspeicher herum, entlang der Straße und finden den Eingang zur riesengroßen Halle. Die Wartezeit an der Kasse ist nur kurz. Die massiven Fundamente im Erdgeschoss dominieren den Gesamteindruck, da sie die Maschinen im Obergeschoss tragen. Wir befinden uns schließlich im Weltkulturerbe Völklinger Hütte in der Gebläsehalle.
Ich möchte hier nicht detailliert auf die mehr als 100-jährige Geschichte des Eisen- und Stahlwerkes und die Familiengeschichte Röchling eingehen. Da gäbe es nämlich neben Licht auch viel Schatten zu berichten. Jedenfalls war die Geschichte der Roheisenphase mit den 6 Hochöfen im Jahr 1986 beendet. 1994 erklärte die UNESCO das stillgelegte Werk als Zeugnis einer vergangenen Industrieepoche zum Weltkulturerbe. Seit 1999 sind die riesigen Anlagen für Besucher geöffnet. Die Industrieanlagen bieten genügend Raum für Ausstellungen.
Wir gehen eine vergleichsweise schmale Treppe hinauf und befinden uns in der abgedunkelten Gebläsehalle mit rot-weiß gefliestem Boden. Hier findet zurzeit die Ausstellung zum deutschen Film seit seinen Anfängen statt. Auf 100 Leinwänden sind direkt neben den riesigen Gaskraftmaschinen mit Kompressoren Kurzfilme mit Ausschnitten der meist bekannten Filme aus den verschiedenen Epochen zu sehen.
Die Filmfragmente überzeugen mich, Marlene Dietrich, Zarah Leander, Romy Schneider u. v. a. erkenne ich. Auch Werke von Fritz Lang, Volker Schlöndorff und Wim Wenders u. a. gehören zur Ausstellung, weiterhin ein Filmstudio, ein Schneidetisch, ein großer Kinoprojektor, viel technisches Zubehör und markante Requisiten.
Aber die riesigen Kraftmaschinen sind für mich die eigentlichen Stars hier. Sie stehen im Halbdunkel der fußballfeldgroßen Halle. Diese Gasmotoren wurden mit Gichtgas der Hochöfen betrieben. Gichtgas war eine hochgiftige Mischung von Stickstoff, Kohlendioxid, Kohlenmonoxid und Wasserstoff. Weil dabei ständig Gefahr droht, ist so etwas heute ohne Schutzmaßnahmen undenkbar. Die komprimierte Luft wurde nach Passage durch Winderhitzer (Cowper) mit einer Temperatur von 1200 °C in die Hochöfen gepresst, denn sie diente als Oxidationsmittel.
Nach mehr als zwei Stunden haben wir genügend visuelle Eindrücke gesammelt, sodass wir gemächlich zum Biergarten-Restaurant auf die andere Straßenseite gehen, wo wir sehr gut versorgt werden. Das war unser heutiger Besuch beim Weltkulturerbe Völklinger Hütte mit Schwerpunkt Gebläsehalle mit der Ausstellung zum deutschen Film.