Wir sind begeistert von der schönen Landschaft, saftig grüne Wiesen und hellgrüne Wälder prägen das Bild, der Eifgenbach plätschert dahin, irgendwann hört man keine Motorräder mehr, nur noch die Vögel piepen. Dann sehen wir eine urige Landschaft mit umgestürzten Bäumen, mal eine zauberhafte Waldlichtung dazwischen, dann gibt es wieder Abschnitte wie Urwald. Irgendwann wird auch die Zahl der Wanderer weniger.
Warum gefällt uns Menschen das so? Ist es etwas Urmenschliches, die Einsamkeit, die Ruhe, die Natur, das Wasser, den Wald und den Boden sogar mit Staub und Sumpf zu erspüren? Irgendwie im Laufe der Wanderung merkt man eine Geborgenheit, man fühlt eine heile Welt. Wir fühlen uns wie eins mit der Natur. Und direkt am Weg Rippelmarken im Gestein, immerhin 350 Millionen Jahre alt, denn hier war damals Ozean, das Bergische Meer. Es liegt jetzt nahe, ein Picknick im Grünen zu machen, wir sitzen direkt am Bach, Blauflügel-Bachlibellen fliegen über dem Wasser, und wo das Wasser eher steht, sind Wasserläufer zu sehen, die Mücken tanzen darüber.
Doch wenn das Auge nach oben schweift, dann sieht man sie. Die Gerippe! Erst einzelne abgestorbene Fichten, und dann mehrere, schließlich viele, ganz viele, und an mehreren Stellen erstrecken sie sich entlang des Horizonts. Waldsterben! Oh Schreck!
Wir haben aber nicht mehr 1980. Das war das Jahr, als der Begriff erstmals auftauchte, und eine große öffentliche Diskussion hervorrief, die letztlich der Aufstieg der Grünen begleitete. Das Phänomen des sauren Regens wurde thematisiert, und letztlich kam es zu vielen Konsequenzen. Der Schwefelsäureausstoss der Kraftwerke wurde stark vermindert, auch der Schwefelgehalt der Treibstoffe stark gesenkt. Der Begriff „Waldsterben“ wurde sogar als Germanismus in die französische Sprache übernommen. In der Folgezeit besserte sich der Zustand der Wälder, es kam sogar zu einer Flächenzunahme der europäischen Wälder um mehr als 20 %. Renate Künast konnte 2003 das Problem Waldsterben sogar als erledigt bezeichnen.
Allerdings kam es etwa ab 2010 wieder zu vermehrten Schäden an Bäumen. Diese wurden nun als „Neuartiges Baumsterben“ bezeichnet. Es gibt hier deutliche Unterschiede zu der früheren Phase. Deswegen bezeichnet der NABU die jetzige Phase als „Waldsterben 2.0“, und dies in Bezug auf die frühere überwunden geglaubte Zeit. Während früher die Emissionen entscheidend waren, scheinen nun klimatische Veränderungen wie Temperaturanstieg und zeitweilige große Trockenheit entscheidend zu sein. Es sind häufig einzelne große und alte Bäume betroffen. Der Borkenkäfer kann sich in Fichtenmonokulturen rasant verbreiten, das Beitragsbild zeigt dies in erschreckender Form. Zwar ist die Auswirkung auf Fichtenwälder am augenfälligsten, bei genauer Betrachtung ist aber erkennbar, dass Buchen und Eichen als typische deutsche Waldbäume bereits in mehr als der Hälfte der Fälle geschädigt sind.
Was tun? Bei den Fichten sind es die Trockenheit, der Temperaturanstieg, die Monokultur, die dem explosionsartigen Befall mit Borkenkäfern Vorschub geleistet haben. Das kann auch ein Effekt fehlerhafter Waldbewirtschaftung sein. Es ergeben sich kritische Fragen an die Waldeigentümer, die häufig Großgrundbesitzer sind. Wir gelangen recht schnell in die Agrarpolitik.
Aber bei den Kiefern, den Buchen und den Eichen? Im Wesentlichen scheint es dann doch die Trockenheit zu sein. Auf mich wirkt es so, als ob wir noch nicht alle Effekte verstanden hätten. Der Klimawandel ist aber greifbar!
Ich fand die Bilder schockierend!
Neuartige Wald- oder Baumschäden: Das klingt wie großer Euphemismus!